Wer ist schuld am Bienensterben?

Umweltverbände kritisieren Bienenmonitoring

Seit einigen Jahren beklagen Imkerverbände, UmweltschützerInnen und LandwirtInnen ein weit um sich greifendes Bienenvolksterben. Massenhaft brechen Völker von Honigbienen plötzlich und scheinbar grundlos ohne vorausgehende Krankheitsanzeichen zusammen. Die beschriebenen Symptome sind das Fehlen aller erwachsenen Bienen im Stock, wobei jedoch keine toten Tiere in der näheren Umgebung zu finden sind. Merkwürdigerweise sind aber die Brut, junge Bienen, Honig und Pollen dagegen noch vorhanden. Die erwachsenen Bienen fliegen ohne erkennbaren Grund aus dem Stock und sterben. Die Ursache dieses Verschwindens ist bislang ungeklärt; bisher konnte es noch mit keinem Krankheitserreger in Verbindung gebracht werden. Es scheint sich weltweit fortzusetzen und bedroht die landwirtschaftliche Produktion. Ohne diese Bestäuber sinken die Erträge. Dies hat nicht nur für die industrielle Landwirtschaft existenzbedrohende Folgen. Bieneninstitute, das Bundeslandwirtschaftsministerium, Agrarindustrie und Imkerverbände reagierten auf die dramatischen Winterverluste vieler Bienenvölker und führten ein mehrjähriges Monitoringprojekt durch, in dem die Ursachen für das mysteriöse Bienensterben geklärt werden sollten. Der Abschlussbericht des Projekts kommt zu dem Schluss, dass der Befall mit Varroamilben unzweifelhaft die Hauptursache der Überwinterungsprobleme darstelle.

Als mögliche Ursachen des Bienensterbens kommen laut der Umweltverbände allerdings viele weitere Faktoren in Frage: Befall mit Parasiten, Infektionen, Umweltstress, einseitige Ernährung der Bienen in Folge von Monokulturen und auch Pestizide. Deshalb gehen nun die Umweltverbände NABU und BUND gegen den Abschlussbericht vor; sie veröffentlichten gestern eine Studie unabhängiger Wissenschaftler, die besagt, dass die Daten und Bewertungen des Bienenmonitorings gegen die Grundsätze guter wissenschaftlicher Untersuchungen wie Transparenz, Unparteilichkeit und Objektivität verstoßen. Er weise starke methodische Mängel auf, hätte falsch ausgewählte Stichproben benutzt und fehlerhafte statistische Methoden verwendet, so die Kritik von NABU und BUND.

Was sind die wahren Ursachen des Bienensterbens?

Der Kardinalfehler des Monitorings liege aber darin, dass 50 Prozent des Projekts von der Industrie (BASF, Bayer und Syngenta) getragen werde. Diese stellten genau die Pestizide her, die im Verdacht stünden, die Bienen zu schädigen. Die Industrievertreter säßen im Projektrat, der den Einfluss der Pestizide untersuchen solle und stellten ihre Labore für die Auswertung zur Verfügung. So werde der Fall aus dem Jahr 2008, bei dem der Einsatz von Beizmitteln am Oberrhein zum Massensterben von 20.000 Bienenvölkern führte, in dem Bericht gar nicht erst erwähnt, heißt es in der Presseerklärung der UmweltschützerInnen.

"Das gegenwärtig in der Bundesrepublik durchgeführte Bienenmonitoring ist nicht in der Lage, die wahren Ursachen des Bienensterbens aufzudecken. Zu wenige Bienenvölker wurden für die Untersuchungen ausgewählt, die Anwendung von Pestiziden auf den anliegenden Feldern wird erst gar nicht untersucht und die statistischen Methoden sind wissenschaftlich zweifelhaft. Das ist schlechte Wissenschaft", sagte NABU-Vizepräsident Christian Unselt.

"Die bisherigen Erkenntnisse zu den Ursachen des Bienensterbens sind kein Freispruch für Pestizide. Diese tragen eine wesentliche Mitschuld am Tod vieler nützlicher Insekten und anderer Tiere. Unabhängige Forschungsinstitute müssen endlich wirklichkeitsnah untersuchen, welche Faktoren zum flächendeckenden Bienensterben führen", sagte Hubert Weiger, Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).

Ihr Forderung lautet: der Einsatz von Pestiziden müsse deutlich gesenkt und die Landwirtschaft wieder vielfältiger werden, um die Lebensbedingungen für die Bienenvölker zu verbessern.

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Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 27. Januar 2011