Ständiger Vergleich, weniger Kontakt

Forschung: Menschen mit hohem Social Media Konsum neigen eher dazu, Depressionen zu entwickeln - unabhängig vom Persönlichkeitstyp

Verschiedene Studien haben in der Vergangenheit Hinweise darauf gegeben, dass ein intensiver Social Media Konsum Depressionen befördern könnte. Aber gilt das für alle Menschen gleichermaßen oder braucht es eine bestimmte Persönlichkeit, um anfällig für die negativen Auswirkungen von Social Media zu sein?

Ein Forscher_innen-Team von drei US-amerikanischen Universitäten ist dieser Frage nun in einer aktuellen Studie nachgegangen, denn diese ist bislang wenig erforscht: "Frühere Forschungen haben die Entwicklung von Depressionen mit zahlreichen Faktoren in Verbindung gebracht", so die Autor_innen. "In der Literatur fehlt es jedoch an Studien, die sich darauf konzentrieren, wie verschiedene Persönlichkeitsmerkmale mit der Nutzung sozialer Medien und Depressionen zusammenhängen. Diese neue Studie befasste sich mit diesen wichtigen Forschungsfragen und fand starke und lineare Zusammenhänge von Depressionen über alle Persönlichkeitsmerkmale hinweg".
Für ihre Untersuchung werteten die Wissenschaftler_innen  eine Stichprobe mit mehr als 1.000 US-Erwachsenen im Alter von 18 bis 30 Jahren aus dem Jahr 2018 aus. Die Teilnehmenden der Studie wurden auf ihren Persönlichkeitstyp mit den „Big Five Inventory" bewertet. Die Big Five sind Offenheit, Gewissenhaftigkeit, Extraversion, Verträglichkeit und Neurotizismus. Außerdem wurde die tägliche Social Medianutzung erfragt und über spezielle Fragebögen erfasst, wie stark die Teilnehmenden zu Depressionen neigen.

Zu den Ergebnissen der Studie gehörte, dass Menschen die einem Persönlichkeitstyp mit "hoher Verträglichkeit" angehören eine um 49 % geringere Wahrscheinlichkeit hatten, depressiv zu werden, als Menschen mit niedriger Verträglichkeit. Außerdem war die Wahrscheinlichkeit, an einer Depression zu erkranken, bei Personen mit "hohem Neurotizismus"-Wert doppelt so hoch wie bei Personen mit niedrigem Neurotizismus, wenn sie mehr als 300 Minuten pro Tag soziale Medien nutzten. Noch wichtiger ist, dass die Nutzung sozialer Medien bei jeder Persönlichkeitseigenschaft stark mit der Entwicklung einer Depression verbunden war.

Sich ständig mit anderen vergleichen, dafür aber nicht rausgehen

Die Autor_innen vermuten, dass problematische soziale Vergleiche die negativen Gefühle gegenüber sich selbst und anderen verstärken können, was erklären könnte, warum das Risiko einer Depression mit zunehmender Nutzung sozialer Medien steigt. Die Beschäftigung mit hauptsächlich negativen Inhalten kann diese Gefühle ebenfalls verstärken. Und schließlich verringert die verstärkte Nutzung sozialer Medien die Möglichkeiten für persönliche Interaktionen und Aktivitäten außerhalb des eigenen Hauses.

"Die Ergebnisse dieser Studie sind in einer Zeit der technologischen Expansion und Integration wichtig", so Renae Merrill, Co-Autorin der Studie. "Virtuelle Kontakte können das Risiko von Missverständnissen oder Fehleinschätzungen erhöhen, die zu Beziehungsproblemen und einem potenziellen Risiko für die Entwicklung psychischer Probleme führen." Helfen könnte der Forscherin zufolge, dass wir uns unserer Emotionen und unserer Verbindung zu anderen Menschen in verschiedenen Lebenssituationen bewusster werden. Dieses Bewusstsein trage dann dazu bei, die Qualität von Beziehungen zu verbessern, das gegenseitige Verständnis zu erhöhen und eine Kultur der Empathie und Freundlichkeit zu schaffen.

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Autorin / Autor: Pressemitteilung / Redaktion - Stand: 25. Oktober 2022