Ich sehe trotzdem, was du fühlst

Studie ergab, dass wir Emotionen anderer trotz Maske erkennen können, wenn wir ihre Körpersprache sehen

Seit Ausbruch der Pandemie warnen Studien immer wieder, dass es zu Kommunikationsschwierigkeiten zwischen Menschen kommt, wenn sie eine Atemschutzmaske tragen. Besonders das Erkennen von Stimmungen und Gefühlen unseres Gegenübers werde massiv erschwert. Psycholog_innen der Universität Durham (Vereinigtes Königreich) haben diese These aber jetzt genauer unter die Lupe genommen und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass dies nicht immer so stimmt.

Die Forscher_innen führten ein Experiment mit 70 Teilnehmer_innen aus dem Vereinigten Königreich durch, wobei sie die Stimuli für Wut, Freude, Traurigkeit und Angst aus dem BEAST-Stimuli-Bildersatz von Van den Stock und de Gelder (2011) verwendeten und diesen Bildern eine Gesichtsmaske hinzufügten.
Dabei stellte sich heraus, dass die Teilnehmenden sehr wohl die Emotionen der "Maskierten" erkennen konnten, wenn sie nicht nur das Gesicht zu sehen bekamen, sondern auch den Körper.

Allerdings gab es auch eine Einschränkung: die Teilnehmenden konnten zwar die Emotionen in maskierten Gesichtern insgesamt erkennen, sie waren aber in ihrer Einschätzung deutlich ungenauer, wenn es darum ging, Glücksgefühle auszumachen. Auch waren sie in der Berurteilung von Emotionen anderer mit Gesichtsmaske unsicherer.

Bessere Gefühlsdeutung, wenn der ganze Körper sichtbar ist

Der Hauptautor der Studie, Dr. Paddy Ross von der Durham University, sagte: "Seit Beginn der Pandemie im Jahr 2020 hat die Forschung darauf hingewiesen, dass die Erkennung von Emotionen und die soziale Interaktion durch das Tragen von Gesichtsmasken ernsthaft beeinträchtigt werden könnten. Die meisten dieser Untersuchungen haben jedoch isolierte Bilder von Köpfen verwendet, die in der realen Welt nur sehr selten zu sehen sind. Durch die Verwendung von Abbildungen ganzer Körper haben wir gezeigt, dass das Tragen von Gesichtsmasken die Erkennung von Emotionen kaum beeinträchtigt, solange man auch mit dem Körper kommuniziert." Dies gilt offenbar auch, bevor die Stimme der Person gehört wird, die ein Schlüsselaspekt der Emotionserkennung ist.

Freude mit Gesten und Körpersprache sichtbar machen

Weil aber die Fähigkeit der Menschen, Glücksgefühle bei einem Gegenüber mit Maske zu erkennen, deutlich abnimmt, empfehlen die Forscher_innen, dass Menschen, die eine Gesichtsmaske tragen, öfter ihre Körpersprache oder ihre Stimme einsetzen sollten, um ihre Freude sichtbarer darzustellen.

Also beim nächsten Treffen mit Maske ruhig mal öfter den Daumen hochhalten, wenn ihr was gut findet, oder überlegt euch insgesamt ein paar nette Gesten, die eure Freude ausdrücken ;-).

Das vollständige Ergebnis der Studie wurde in der Zeitschrift Frontiers in Neuroscience veröffentlicht.

Quelle:

Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 21. Juli 2022