Eisprinzessin  - Teil 8

von Janka Katharina Hardenacke

© Foto "Eisrose" von phlug; Quelle: photocase.de

Ich hatte Angst vor der Schule. Wollte nicht hin. Mir würde jedoch keiner abnehmen, dass ich krank war, in hundert Jahren nicht! So versuchte ich meine Gedanken so gut wie möglich auszuschalten, meinen Kopf zu Hause abzulegen und meinen Körper alles weitere Erledigen zu lassen. Gott, war mir schlecht! Wäre Nathan nur hier! Er hätte mir geholfen, hätte mich verteidigt, wäre... Mit einem Kopfschütteln vertrieb ich diese Gedanken! Ich wollte mich nicht auch noch damit belasten.

Ich schlich durch die Flure ins Klassenzimmer und fürchtete, dass mir der Direktor begegnen könnte. Lachen, Geplapper und Stuhlrücken hallte um mich herum. Die anderen konnten wieder Spaß haben, waren schnell darüber hinweg gekommen, einen Schulkameraden weniger zu haben. Da hörte ich die Tür zu schlagen. „Tief durch atmen“, dachte ich mir, „nichts anmerken lassen!“ Doch als ich meinen Blick über die Hinterköpfe der anderen bis zur Tafel wandern ließ, stellte ich mit größter Verwunderung fest, dass nicht Herr Gärtner, sondern die Sportreferendarin Karoline Danauer vor uns stand.

„Guten Morgen alle miteinander!“, sagte sie und schaute in die Runde. „Herr Gärtner ist krank. Also können wir jetzt etwas früher zur Sporthalle gehen. Ist doch toll, dann haben wir mehr Zeit!“ Sie guckte aber nicht, als ob sie es besonders ‚toll’ finden würde. Vor allem beim Namen unseres Klassenlehrers schaute sie drein, als würde sie von einer Giftschlange und nicht vom beliebtesten Lehrers unserer Schule reden. Mir fiel die erste Begegnung mit ihr ein. Herr Gärtner war dabei gewesen. Und auch damals war unsere eigentlich so freundliche Referendarin auf Abwehrhaltung gegangen.

Ich beeilte mich meine Sachen zusammen zu suchen. Aber wo war denn mein Sportbeutel? Mist! Den musste in meinem Zimmer liegen gelassen haben! Ganz toll! Ich folgte den anderen zu Turnhalle und erklärte Karoline, dass ich nicht am Sportunterricht teilnehmen konnte. Während ich den anderen von der Bank aus zu schaute, kam mir eine Idee. Aus meiner Schultasche kramte ich meinen Sportordner mit Spielstrategien und Aufwärmübungen. Dann fasste ich in meine Hosentasche. Da waren sie, die mysteriösen Zettel. Schnell steckte ich sie zwischen die Seiten des Sportordners und ging zu Karoline. Sie schaute mich fragend an, als ich ihr die Kladde in die Hand drückte und erklärte, dass es vielleicht ganz sinnvoll wäre, durch meine fehlenden Sportstunden meine Mappe zu benoten. Trotzdem setzte sie sich neben mich auf die Bank und blätterte das Heft durch, bis sie erstarrte und die beiden Blätter zwischen den Seiten hervor zog. „Woher hast du die?“

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Autorin / Autor: Janka Katharina Hardenacke - Stand: 11. Februar 2009