eine stimme
eine stimme, die ich seit
dreizehn
langen jahren nicht mehr
gehört habe

längst vergessen geglaubte gefühle
Sehnsucht … nach den
warmen, starken armen
die mich hielten

er war immer da

Sehnsucht … nach den augen
so gütig, so tief warmbraun
die mich oft liebevoll musterten
mit mir sprachen

hoffnung, ihn wiederzusehen
nach all den jahren

Sehnsucht … nach dem mund
der geheimnisse hütete, egal um welchen preis
der ruhig, sanft und doch so rau
mit mir sprach
mir zum abschied einen kurzen kuss gegeben hatte

ich stehe in der Diele
höre ihn reden und brenne
innerlich vor Verlangen und Freude

aber warum kommt er jetzt?
er bringt unruhe in mein
sorgsam geplantes leben
fassade

doch die Sehnsucht endlich wieder mit ihm zu reden
zu beobachten, wie er sich wein einschenkt
im zimmer auf und abgeht
mir zusieht, wie ich auf der Harfe spiele

überwiegt sie?

jahrelang kein zeichen von ihm
niemals eine erklärung für damals
er hat mich verletzt
er hat mein junges herz mitgenommen
dahin, von wo er nicht auf meine
in alle welt versendeten Briefe
antwortete

ist er jetzt gekommen um es zurückzubringen?

ich habe weitergelebt,
ich habe weitergelacht, getanzt, geliebt, geweint und
weitergelesen

in den büchern
nach ihm gesucht
mich verkrochen
in eine scheinwelt

ich spielte unsere stücke
wenn mich der verlust traf,
stärker als sonst, -
die sanften töne der Saiten
vermochten mich zu trösten
ich lebte von Erinnerungen
konnte ihn nicht vergessen
und mit jedem tag ohne ihn
wuchs der Schmerz …-Verlust
wuchs die Wut auf ihn

er hatte sein wort gebrochen
mich verlassen
- mich und meine familie

ich lausche seiner stimme
entrückt
unfähig zu handeln
sehe das licht, das durch den offenen spalt floss
muster malen über den boden

meine augen erkunden die holzpanelen
glitten zum türrahmen
erfassen die goldene klinke

ich spüre Hoffnung und Liebe
spürte Hass und Trauer

er war mein Vater

ich entschied mich, zu gehen