Geistertanz

Einsendung zum Schreibwettbewerb "Eine angelehnte Tür" von Beltz & Gelberg und LizzyNet

Einsam liegt das Haus bei Nacht,
Stürme toben um die Wand,
Horch nur, wie es klappert, kracht,
Ruhlos scheint das Land.

Nur du alleine streichst umher,
In verlassnen Räumen,
Mut zu haben fällt dir schwer,
Wünschst du würdest träumen.

Auf der Suche nach dem Ort
Schleichst du auf leisen Sohlen
Mal kracht es hier, mal klappert ’s dort,
Will dich der Teufel holen?

Aus dem Keller kommt es sicher
Steigst du dort hinab?
Rumpeln, Krachen, Geistgekicher
Steigst du in dein Grab?

Zögernd öffnest du die Tür,
Die steile Treppe lädt dich ein,
Kalt und dunkel ist es hier,
Was nur wird dort sein?

Raum um Raum zweigt ab vom Gang,
In jedem lauert ein Getier.
Dort siehst du’s, dir wird angst und bang:
Eine angelehnte Tür!

Krachend wird sie zugeschlagen
Vom Wind mit unsichtbarer Hand,
Die Furcht im Nacken will dich jagen,
Dunkel ist die Wand.

Gehst du hinein, was lauert dort?
Was poltert da und lacht?
Was ist das für ein finstrer Ort,
Der dich so ängstlich macht?

Allen Mut nimmst du dazu
Durch diese Tür zu gehen,
Zitternd, zögernd blinzelst du,
Hast Angst, etwas zu sehen.


Im Dunkeln glühen tausend Lichter:
Wie Augen starren sie dich an,
Was haben sie wohl für Gesichter?
Sie ziehen dich in ihren Bann.

Was ist das nur für eine Welt
In modrig-feuchter Kellerluft?
In jedem Lichtschein ein Geisterheld,
Der beim Ansehen schnell verpufft.

Von draußen rauscht der Sturm herein,
Spült heulend in die Ecken,
Lässt Türen schlagen, schleift den Stein,
Als wollt’ er Geister hier erwecken.

Im schummrigen Gewitterschein
Scheinen Geister dort zu tanzen,
Ein jeder fällt in den Reigen ein,
Sie feiern mit den Wanzen.

Lachen und Kichern erfüllt den Raum,
Dort wo die Geister sind,
So viele feiern, man glaubt es kaum,
Ob Mann, ob Frau, ob Kind.

Süße Musik scheint zu erklingen
Inmitten schwarzer Dunkelheit:
Mit glockenhellen Stimmen singen
Gespenster voller Heiterkeit.

Doch kühl und düster ist es noch,
Kalte Finger fassen dich -
In diesem dunklen Kellerloch -
Streifen eisig dein Gesicht.

Sie winken dir mit blasser Hand,
Sie laden dich zu sich ein,
Mehr und mehr schweben durch die Wand,
Heut’ darfst du bei ihnen sein.

Sie locken dich mit süßem Lachen,
Mit Tanz und mit Musik,
Mit Licht und Freud’ und solchen Sachen,
Bis Neugier in dir siegt.


Kannst du dem Werben widerstehen,
Oder bleibst du heut’ bei ihnen?
Kannst du zurück zum Leben gehen,
Oder wirst du den Geistern dienen?

Denn für allen Spaß und Tand,
Für Tanz und Spiel und Freuden
Wollen sie dein Lebenspfand:
Du musst für immer leiden.

Ihre hellen Stimmen verlocken dich,
Sie flüstern dir Versprechen,
„Komm liebes Kind, zum Tanz führ’ mich!“
Doch sie werden alle brechen.

Der Wind schlägt plötzlich und mit Krach
Die angelehnte Tür:
Aus dem Zauber wirst du wach,
Kind, was tust du hier?

Im Keller lauert kein Getier,
Leer ist dieser Raum,
Keine Geister tanzen hier,
Es war ein böser Traum.

Die angelehnte Tür zum Raum,
Sie klappert laut und kracht,
Das brachte dir den finstern Traum
Aus dem du nun erwacht.

Leise streicht er um das Haus,
Der sanfte Abendwind,
Der schlimme Sturm ist nunmehr aus,
Singt neu in Schlaf das Kind.

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Autorin / Autor: Thurid, 16 Jahre - Stand: 15. Juni 2010