Die Tradition

Einsendung zum Schreibwettbewerb "Eine angelehnte Tür" von Beltz & Gelberg und LizzyNet

"Wir ziehen um! Wir ziehen um", schrien meine Brüder im Chor und weckten mich aus meinen traurigen Gedanken und schönen Erinnerungen, die ich von den traurigsten Momenten meines Lebens behalten konnte. Vor ner Stunde noch, lief ein coole Abschiedsparty, die von meinen Klassenkameraden und Lehrern geschmissen wurde. Wenn meine kleinen, nervigen Brüder wüssten, dass sie ihre Freunde und Bekannte wahrscheinlich nie wieder sehen würden, wären sie genauso traurig wie ich. Ich blickte aus dem Autofenster und sah hinten am Horizont einen großen, finsternen Wald. Davor lagen so riesige Wiesen voller schöner Blumen, in den buntesten Farben. Doch diese schöne Landgegend sollte alles Schöne aus der Stadt ersetzen. Das geht nicht. "Wir sind da. Hier werden wir wohnen",sagte mein Vater und mir war nur zum Kotzen: Er war STOLZ. Wie kann er darauf stolz sein, seine Tochter traurig zu machen.---"Yippie!!!", schrien meine Brüder und stürmten ins Haus. Unser Golden Retriever hinterher. "Wartet! Wir wollen das Haus gemeinam betreten!", schrie Mum und lief den Dreien hinterher. So musste auch ich raus und unser so tolles neues Heim betrachten. Mürrisch stellte ich meine Sachen ab und betrachtete unser Haus. Nur, weil wir es geerbt haben sollen wir hier leben??? Wir hätten es verkaufen können, oder nicht? Meine Grandma ist tot, aber ich kenne sie eh kaum und wusste, bis vor Kurzem auch nicht, dass ich eine hatte. Ich flüchtete in ein Zimmer und öffnete mein Notebook. Mum wollte nicht, dass ich es mitnehme und hat es weggesperrt. Mir scheint, dass sie es nicht gut genug verschlossen hat, dachte ich schämisch und gab mit Leichtigkeit mein Passwort ein. Ich musste mich wohl vertippt haben und gab mein Passwort zum zweiten Mal ein. Ein nervig lauter Piepton zeigte, dass das Passwort wieder falsch eingegeben wurde. Wütend kehrte ich mich um, um nach unten zu gehen und bemerkte eine Tür. Sie sah älter aus als die anderen und ich wunderte mich sehr, dass ich mich zu ihr hingezogen fühlte. Es war wie bei einem Magneten an meiner Hand und einem Türgriff aus Metall. "Hey, was tust du da??? Helf uns gefälligst, oder...!",drohte mein Vater und ich vergaß die Tür. Wir räumten einige Kisten ein und beim Mittag fragte ich meine Mama aus. Denn sie musste ja mit Grandma in diesem Haus gelebt haben. Meine Mum erzählte, dass ihre Eltern seit Jahren verschwunden sein mussten und fing zu einer langen Geschichte an: "Als ich heute vor 20 Jahren nach Hause kam, genau zu der Uhrzeit als auch der Brief ankam, in dem steht, dass wir erben, lag ein Zettel von Grandma. Genau hier", sagte Mami und zeigte auf den Tisch. "Auf ihm stand nur:
*In genau 20 Jahren wirst du in unser Haus ziehen und hier wohnen. Ich habe gegen die Neugier verloren und wollte dir nur einen Abschiedsbrief schreiben, falls ich nicht überleben sollte, was ich nicht denke, aber wahr werden könnte. Ich schicke dich mit deinem Freund in die Stadt. GM*
GM steht für GrandMa, aber sie war doch damals keine Großmutter. Komisch. Ich suchte sie überall, außer in dem Tabuzimmer, in das wir alle nicht durften." "Warte! Welche Tür führte in dieses Zimmer",fragte ich und Mama antwortete: "Ach... Dort..." Dabei zeigte sie auf diese unheimliche Tür. Meine Mama schickte uns ins Bett, was meine Eltern schon in unser Zimmer gestellt haben. Ich und Mama und Papa und meine Brüder und eigentlich meine ganze Familie mussten in einem Zimmer schlafen. Deshalb mussten wir alle so zeitig ins Bett. KLEINE BRÜDER!!! Am nächsten Morgen wurde ich von einem Wecker wach." Warum ist der Wecker gestellt...?",stöhnte Paps. "Schule!!!", schrie Mum. "Wir sind doch erst einen Tag hier" ,schimpfte ich und... Ich habe keine Ahnung wie ich zur Schule kam. Jedenfalls wurde ich vom Krach der Kinder erst wirklich wach. Ich verknallte mich sofort in den Klassensprecher und war auch gleich ne Woche später mit dem Klassensprecher zusammen. Meine Brüder gingen aufs Internat. Das TABU-Zimmer blieb Tabu und niemand betrat es, weil niemand den Mut dazu hatte. Und als ich und mein Freund, der mich nach Hause brachte im Wohnzimmer standen, sah ich einen Zettel auf dem Tisch. Ich zog mit meinem Freund in die Stadt, heiratete ihn und lebte mit ihm, zwei junge Knaben und einem jungen Fräulein in der Stadt. Nach 20 Jahren bekam ich auch einen Brief und erzählte meinen Kindern die Geschichte. Und das TABU- Zimmer blieb tabu, obwohl die Tür nur angelehnt war und niemandes Neugier stark genug, um die Angst zu überwinden...

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Autorin / Autor: Nasia, 10 Jahre - Stand: 10. Juni 2010