Gails Bestreben

Einsendung zum Schreibwettbewerb "Eine angelehnte Tür" von Beltz & Gelberg und LizzyNet

Langsam taste ich mich mit den Händen vorwärts, rutsche auf den Knien entlang und stoße dabei oft auf harten Widerstand am Boden, meine Knie schmerzen höllisch nachdem ich sie mir aufschramme. Aber das ist es wert, denke ich mir. Mein Ziel immer geistig vor Augen, kostet mich jeder Zentimeter, den sich meine Finger weiter tasten, Überwindung. Der enge Gang gleicht mehr einen Tunnel, einen sehr alten Tunnel, modrige feuchte Luft umgibt mich, es ist also nicht mehr weit, lässt mich mein Instinkt spüren. Wüsste meine Mutter von dem Vorhaben Bescheid, sie würde sich im Grab umdrehen. Ich habe schon so vieles auf mich genommen um so weit zu kommen, so kurz vor dem Ende gebe ich nicht auf! Können die Sagen und Mythen stimmen von Helden, Göttern und anderen Wesen? Unsinn hämmert mein Verstand, aber...kommt es zurück! Es heißt doch es steckt  immer ein Fünkchen Wahrheit darin! Hmm.. na gut das werde ich ja gleich herausfinden! Neu bestrebt krieche ich weiter.
Gleich ist es soweit, ich spüre es. Auf einmal strömt ein kalter Luftzug heftig durch den engen dunklen Gang und ich sehe für einen kurzen Moment Licht die tiefen Wände entlang leuchten. Ein quietschendes Geräusch hallt nach. Gebannt halte ich den Atem an, mein Puls rast, angespannt verstrichen einige Sekunden, ehe mein Weg sich vorsetzt. Ich wusste es, die Zeit ist gekommen, endlich. Vor mir erstreckt sich eine angelehnte Tür senkrecht über den Flur und in gigantische Höhe ragt sie hoch. Genau wie auf dem Bild, das in meiner Hosentasche verstaut ist. Plötzlich vernehme ich aufgeregtes Geflüster dahinter, was soll ich jetzt nur tun? Nimm allen Mut zusammen Gail und geh. Langsam kommt wieder Leben in mich, es muss sein ich wusste es, wie Großtante Ailean sagte. Meine Hand umklammert die Türklinke, ich stoße sie zaghaft auf, vielleicht zu zaghaft den von den anwesenden Herren bemerkt mich niemand. “Weiß sie es schon?” fragt ein blasser dünner Herr nervös. “Was glaubst  denn du, du Narr!” entgegnet ein durchtrainierter unsympathischer junger Kerl. “Hört auf jetzt, genug sage ich!” erbost sich händereibend ein älterer Geselle. “Würdet ihr mal Still sein!” flüstert ein anderer junger Mann, “wir haben Besuch”! In diesem Moment drehen sich die anderen drei zur Tür hin und starren mich mit weit aufgerissenen Augen an. “Nein” keucht der ältere erschrocken. Bevor ich auch nur etwas erwidern kann, spüre ich einen unsanften Schlag auf den Hinterkopf, meine Beine geben nach und ich falle bewusstlos zu Boden und höre nur noch…..

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Autorin / Autor: Anna-Lena, 18 Jahre - Stand: 14. Juni 2010