Schritt in die Freiheit

Einsendung zum Schreibwettbewerb "Eine angelehnte Tür" von Beltz & Gelberg und LizzyNet

„Hinter dieser Tür verbirgt sich die einzig wahre, gerechte Welt! Fern von muskimischen Schmarotzern und dunkelhäutigen Sklaven, die sich einbilden Menschen zu sein wie wir !“

Der Mann spuckte abschätzig auf den Boden.

Schauer lief ihm über den Rücken. Die kleinen hellen Härchen auf seinem Arm hatten sich aufgestellt und ragten empor wie kleine Fähnchen. Wie ein Warnsignal.Es hämmerte in seinem Kopf: „Tu es nicht!“

Der Führer, wie er sich nannte, deutete auf die schwere, matt glänzende Eisentür, die einen Spalt breit geöffnet war. Sie befanden sich unter dem Boden in einem Keller eines alten Industriegebäudes. Anfangs zählte er noch die Stufen. Undendlich. Er gab auf. Sie stiegen immer tiefer hinab in die bedrohliche Dunkelheit. In das Loch, das keine Kompromisse duldete. „Worauf hatte er sich eingelassen? Kein Titelblatt der welt war dies wert! Er hatte sich eingebildet, er würde es für den blass aussehenden Jungen tun, um vielleicht ansatzweise verstehen zu können, was in seinem Kopf vorgehen könnte.

Der einsame, zurückgezogene Junge. Man hatte ihn immer nur allein gesehen.

Mit zittrigen Händen nippte er an seinem pechschwarzen Kaffee. Die Augen ausdruckslos  und tief in den Höhlen liegend.

Eines Tages sah er ihn mit einer Gruppe Männern auf dem Rathausplatz stehenn. Sie umringten etwas, sodass die Sicht versperrt blieb.

Plötzlich drehte der Blonde sich für einen Moment um. Langsam verzogen sich die Mundwinkel zu einem kalten Lächeln, das einem das blut in den Adern gefrieren ließ.

Er hatte sich verändert. Die Haare Milimeter kurz, schwere, lederne Schnürstiefelund einen übergroßen, armeefarbenen Parka…

Dann die Meldung: Er hatte einen dunkelhäutigen erstochen. Das kühle Messer musste immer wieder in den Körper des Mannes gestochen worden sein. Kalt, voller Hass, menschenverachtend.er hatte keine Reue bei der Gerichtsverhandlung gezeigt. Mirt verschränkten armen hatte er dort gesessen und in sich hineingegrinst.

Hier hatte alles angefangen. Vor dieser besagten Tür, hinter der sich Menschen befanden, dessen Weltanschauung außerhalb seiner Vorstellungskraft lag.

Was trieb Menschen dazu, solch grausame Taten zu verüben?!Als Journalist musste er meist unparteiisch berichten. Er unterschied gewöhnlich nicht zwischen richtig und falsch. Er war der außenstehende Berichtserstatter. Rechtsextremismus war etwas anderes. Es war nicht richtig, falsch. Schon insofern, dass die Nazis über richtige und falsche Menschen urteilten.. Die richtige Hautfarbe, die falsche Religion.

Unschuldige Menschen, die sich lediglich an ihrem Glauben festhielten, der ihnen Kraft und das Gefühl einer Gemeinschaft vermittelte. Er selbst war zwar aus der Kirche ausgetreten,, fand die Gemeinde jedoch durchaus positiv. Ein Miteinander von Menschen jeglicher Alterklasse.Die Hoffnung hegten, oder Trost suchen. Es faszinierte ihn, dass Menschen halt an etwas festhielten, das sie nicht sehen konnten.

Mit einem Mal sprang die Tür lautlos auf.Seine Knie zitterten.

Der Führer war bereits eingetreten. Es war win dunkler, feuchter Kellerraum. Unbrauchbare Gegenstände waren achtlos in die Ecke gerräumt worden.

Nur eine matt scheinende Glühllampe spendete flackerndes Licht.

In der Mitte stand ein massiver, dunkler Tisch, an dem Männer saßen, die ebenfalls kurzgeschorene Haare hatten und Schnürstiefel trugen. Ihre Mienen waren verschlossen. Wie Felsblöcke, ungehobelt,gefühlslos, dachte er .

Die Luft schmeckte nach Schärfe, gewürzt mit einem Hauch von Spott und Verachtung.

Er blickte an den Kopf des Tisches. Dort lag nichts in der Ecke, keine Kartons stapelten sich. Auf ihn herab blickte eingerahmt das Bild Hitlers in die Runde.

Der Selbsternannte legte einen vernarbten Arm um seine Schulter. „Genossen, Seitel, ein voraussichtliches Mitglied, nachdem er bewiesen hat, dass er es würdig ist, das Wort Hitlers zu verbreiten!“,so stellte er ihn vor.

Er erschauderte. Man konnte von ihm erwarten, einen kritischen Bericht über Rechtsextremismus zu verfassen, doch er war politisch engagiert Vertreter der Menschrenrechte.

Sein Vater hatte immer gesagt: „ Keine Stimme ist die falsche Stimme!“

Er wurde auf einen harten Stuhl gedrückt. Er wagte einen Blick. Trotz stickiger Luft trugen sie alee große Bomberjacken, die sie noch furchteinflößender aussehen ließ.    Er versuchte aus ihren Augen zu lesen, doch die Männer starrten wie gebannt auf die Tischplatte.“Männer, die so stark und unnahrbar tun, haben nicht einmal den Mut, das Selbstbewusstsein, Blickkontakt stand zu halten…

Vielleicht ist das der Grund… Sie sind unsicher, haben Angst. Feiglinge! Wie der Blonde, er war allein, hat vielleicht nie eine Weise von Liebe zu spüren bekommen. Sie verstecken sich hinter einer maske, suchen die Gruppe und laufen wie Blinde durch die Gegend. Doch selbst die Blinden sehen mehr… ihre Augen sind geöffnet für all die Dinge, die für manch menschliches Auge verborgen bleiben. Er blickte zurück. Die Tür war noch angelehnt. Durch den Spalt drang ein kleiner Lichstrahl, der nach Hoffnunjg und Freiheit schrie, nach der Welt, die von so vielen Individuen behaust wurdeund die dennoch eines gemeinsam hatten: die alle gleichermaßen auf dieser Welt wohnten .

„Um etwas verändern zu können dürfen wir nicht die Augen länger verschließen!“, dachte er.

Genau darüber würde er schreiben Auf die kleinen Dinge hinweisen, die darauf deuten, dass die „globale, materielle, moderne Welt letztendlich sich nicht so nennen kann.

Er wusste, man wartete draußen auf ihn.

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Autorin / Autor: Maike, 17 Jahre - Stand: 14. Juni 2010