Das Mysterium

Einsendung zum Schreibwettbewerb "Eine angelehnte Tür" von Beltz & Gelberg und LizzyNet

Es war ein warmer Sommerabend, bereits nach 9 Uhr abends und ich lag auf der Wiese im Park. Ich wartete bereits seit einer Stunde darauf, dass meine Eltern mich abholen. Ich versuchte sie anzurufen, jedoch vergebens. Immer predigten sie mir, dass ich mein Handy immer mithaben sollte, aber selber waren sie nicht besser. Nun, wenn sie mich bis jetzt nicht abgeholt hatten, würden sie nicht mehr kommen, also konnte ich eben so gut auch nach Hause gehen. Ich entschied mich, durch den Wald zu gehen, weil der Weg etwas kürzer war und er an einer Villa vorbei führte, die ich mir schon immer ansehen wollte. Ich stand auf und klopfte mir das Gras von meiner Kleidung, nahm meinen Rucksack und ging los. Als ich wieder stand, spürte ich das Kribbeln in meinen Beinen, wo das Blut nach dem langen Liegen wieder in meine Beine zurück floß. Auf einmal sah ich ein Flimmern vor meine Augen, mir wurde schwindelig und ich blieb stehen. Das hatte ich öfter, nachdem ich längere Zeit gelegen hatte. Wenige Sekunden später ließ das Schwindelgefühl nach und ich konnte weiter laufen. Der Wald war direkt neben dem Park und so musste ich nicht weit laufen. Als ich den Wald betrat, wurde es schlagartig kälter. Ich holte meine Jacke aus dem Rucksack und zog sie mir an. Es ist schon merkwürdig, dass ein Wald wie eine eigene Welt ist. Ich ging ein bisschen schneller, damit mir wieder ein wenig wärmer wurde. Bald kam ich an eine Lichtung, wo die Grenze zum Grundstück der Villa war. Ich ging auf einen alten Weg, der zu einem Tor führte. Das Tor war rostig und mit Ranken überwachsen und als ich versuchte, das Tor zu öffnen, scheiterte ich. Schade, dachte ich mir, jetzt musste ich doch den Umweg laufen. Die Villa war nämlich noch eine weitere Möglichkeit, mit der ich meinen Heimweg hätte abkürzen können.
Ich nahm eine Münze raus, die mir helfen sollte, mich zu entscheiden, ob ich links oder rechts langgehen soll, denn ich wusste nicht mehr, welcher Weg kürzer war. Kopf heißt links, Zahl rechts. Ich schnippte die Münze gekonnt in die Luft, wo sie sich einige Male schnell drehte und dann mit einem leisen, dumpfen Schlag auf den Boden fiel. Ich hob sie auf. Kopf, also links lang.
Ich ging weiter und streckte ab und zu die Hand nach der Wand aus. Sie war an einigen Stellen rau, selten mal glatt, hart und hier oder dort auch ein bisschen bröckelig. Irgendwann kam ich auf die Idee, an einer solchen Stelle zu versuchen, die Wand einzureißen, jedoch ohne Erfolg. Nach einigen weiteren Versuchen, die jedoch auch alle scheiterten, wollte ich es an einer besonders rissigen und kaputten Stelle noch ein letztes Mal probieren. Ich stemmte mich gegen die Mauer und versuchte sie einzureißen, indem ich sie wegschob. Erst dachte ich, es wäre vergebens, dann aber plötzlich, bewegten sich einige Steine. Ich versuchte es weiter, doch es passierte nichts mehr. Außer Puste gab ich auf und lehnte mich mit dem Rücken an die Wand, um kurz durchzuatmen, als ich plötzlich nach hinten fiel. Als ich aufstand, bemerkte ich, dass ich es geschafft hatte, die Mauer einzureißen. Viel erstaunlicher fand ich allerdings die Tatsache, wo ich mich wieder fand. Ich war im Garten der Villa. Aus irgendeinem Grund war dieser allerdings gepflegt. Hier und da standen einige Blumen umrandet von einem kleinem Busch. Er war phantastisch, schön und ich sah hier so viele Farben, wie in keinem Garten zuvor. Das was mich daran wunderte, war die Tatsache, dass hier eigentlich keiner mehr wohnt. Vom Garten inzwischen neugierig geworden, wollte ich mir auch das Haus ansehen. Scheinbar musste hier ja irgendwo jemand wohnen. Ich ging den Weg, der aus kleinen runden Steinchen bestand, entlang und kam bald zu dieser Villa. Diese war im Gegensatz zum Garten nicht gepflegt, sondern eher hässlich. Die wenige Farbe, die noch an der Wand war, war rissig und das Holz, was darunter zum Vorschein kam, zeigte, dass hier schon länger nicht mehr gestrichen worden war. Ich ging ums Haus und suchte eine Tür oder ein Fenster, um einen Blick ins Haus zu werfen. Nachdem ich aber zweimal ums Haus gelaufen war, hatte ich weder eine Tür noch ein Fenster gefunden. Ich ging näher und klopfte gegen das Holz. Es klang hohl. Also musste da etwas drin sein. Ich schaute mir noch einmal die Seiten der Villa an, als mir eine angelehnte Tür auffiel. Sie musste aufgegangen sein, als ich gegen das Holz geklopft hatte, wie bei einer Tür, wo man auch erst klopft, bevor man reinkommen darf. Ich ging näher an diese Tür. Inzwischen war es so dunkel, dass mir sogar der matte Lichtschein auffiel, der durch diese Tür schien. Ich ging noch näher und griff nach der Öffnung, um herauszufinden, was dahinter lag. Leise klang klassische Musik aus dieser Tür und ich zögerte. Da ist jemand. Ich hörte leises Schleichen und eine heisere und raue Stimme sagte: „Komm rein. Ich warte schon auf dich.“ Ich zögerte erst, öffnete dann doch die Tür und ging hinein. Drinnen war es warm und die Stimme die ich gehört hatte, gehörte einem alten Mann, der auf einem Sessel von einem Kamin saß. Der Raum war recht leer und bis auf zwei Sessel und einem Tisch war kein anders Mobiliar zu sehen. An einer Seite der Wand waren mehrere Türen zu sehen und über jeder standen verschiedene Schilder. Auf einem stand „Raum der Türen“ auf einem anderen „Tore zu Himmel, Erde und Unterwelt“. Ich wollte wissen, was es bedeutete und schaute den Mann an, dieser meinte aber nur: „Ich warte jetzt schon lange auf einen wie dich. Einen Schüler, der neugierig ist, den ich zum neuen Torwart ausbilden kann. Das hier ist das Haus der Türen. Hier gibt es offene Türen, geschlossene Türen und angelehnte Türen. Jetzt geh, denn ich weiß, dass du wiederkommen wirst.“
Ich ging wieder durch die Tür hinaus und fand mich vor unsere Haustür wieder. Ich drehte mich, um aber es war alles wie immer. Da war unser Auto, unsere Straße und hier war unser Haus.
Ich beschloss, morgen wieder dahin zu gehen und herauszufinden, was es mit der Villa auf sich hatte. Der Mann hatte recht, ich werde wiederkommen. Aber erst morgen.

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Autorin / Autor: Patrick, 17 Jahre - Stand: 26. Mai 2010