Warum alle gleich jubeln

Siegerposen sind uns angeboren

"So sehen Sieger aus...schalalalala...." Die (meist gegrölten **gg**) Schlachtgesänge nach gewonnenen Fußballspielen und ähnlichen sportlichen Erfolgen werden meist begleitet von der Siegerpose: Also über den Kopf hochgerissenen Armen, gedehnten Burstkörben (breite Brust!) und einem nach hinten geworfenen Kopf! Zu beobachten dieser Tage bei fast allen Wettkämpfen der Olympischen Spiele - besonders eindruckvoll wurde sie zum Beispiel gerade von der amerikanischen 4x100 Meter Freistilstaffel der Herren vorgetragen.

Erstaunlich ist, dass diese "Siegerpose" bei allen Athleten - egal aus welchem Kulturkreis sie kommen - gleich aussieht. Egal ob sich ein Chinese (bisher 11 Goldmedaillen), ein US-Amerikaner (7 x Gold), ein Südkoreaner (5 x Gold) oder ein Italiener (3 x Gold) das Edelmetall um den Hals hängt...ständig dieselben Bilder.

Das wundert nicht nur uns, das wundert auch die Wissenschaft! Könnte es sein, dass ein Sportler diese Pose irgendwann mal erfunden hat, und es ihm alle anderen Sportler seit dem einfach nachmachen? Um dies herauszufinden analysierten kanadische Forscher Fotos von den olympischen und paraolympischen Spielen in Athen 2004. Im Mittelpunkt standen dabei Körpersprache und Gestik von Judokämpfern aus 30 unterschiedlichen Ländern, die entweder normal sehen konnten, im Laufe ihres Lebens erblindet sind oder von Geburt an blind waren.

Die Idee: Wenn von Geburt an blinde Sportler nach Erfolgen auch in der Siegerpose jubeln, kann es sich nur um eine angeborene Verhaltensweise handeln, denn schließlich konnten sie sich das Verhalten ja nicht einfach "abgucken". Das Ergebnis: Blinde und sehende Menschen aus den unterschiedlichsten Kulturen zeigen ihren Stolz tatsächlich gleich - die Siegerpose ist uns also angeboren.

Ähnliches gilt übrigens auch für die "Verliererpose", bei der das Gesicht in den Händen verborgen wird und man die Schultern hängen lässt (so wirkt die Brust kleiner). Dieser Ausdruck der Niederlage war in den letzten Tagen besonders häufig bei deutschen Athleten zu beobachten (0 x Gold, 1 x Silber, 1 x Bronze), die bisher die eigenen Erwartungen leider nicht erfüllen konnten.

Autorin / Autor: Redaktion / wissenschaft.de - Stand: 12. August 2008