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Forschung: Musik wird überall verstanden

Ob das Verstehen von Emotion in der Musik den Menschen in die Wiege gelegt wird, oder ob sie dieses erst erlernen müssen, wird in Forscherkreisen schon lange diskutiert. Dennoch hat es bislang keine eindeutigen Untersuchungen dazu gegeben.

Der Wissenschaftler Thomas Fritz ist mit zwei Experimenten der Antwort auf diese Frage ein gutes Stück näher gekommen. Seine Untersuchungen haben deutlich gezeigt, dass auch Menschen, die noch nie zuvor westliche Musik gehört hatten, die Basis-Emotionen Freude, Trauer und Angst problemlos in westlicher Musik erkennen. Auch stellte sich heraus, dass offenbar überall auf der Welt Menschen konsonante Musik lieber hören als dissonante Klänge.

Noch nie mit westlicher Musik in Kontakt gekommen

Um eindeutige Aussagen treffen zu können, musste Fritz VersuchsteilnehmerInnen finden, die noch nie in irgendeiner Weise mit westlicher Musik in Berührung gekommen waren. Dies war Vorausetzung für das Experiment, denn "Menschen eignen sich musikalisches Wissen bereits dann an, wenn sie nur passiv Musik hören, die irgendwo im Hintergrund läuft, zum Beispiel im Radio oder begleitend zu einem Film."

In Kamerun stieß er schließlich bei den Mafa - einer Ethnie des Mandaragebirges - auf Versuchsteilnehmer, die noch nie westliche Musik gehört hatten. Überdies produzierten sie selbst eine Musik, die wiederum den Probanden einer westlichen Gruppe vollkommen fremd war.

Freude, Trauer und Angst in der Musik erkennen

Im ersten der zwei Experimente wurden den Mafa und einer westlichen Kontrollgruppe kurze Klavierstücke vorgespielt, die so komponiert waren, dass sie - nach westlichem Verständnis - die jeweiligen Emotionen ausdrückten. Nach jedem Stück sollten die Mafa die Klavierstücke Abbildungen von Gesichtsausdrücken zuordneten, von denen bereits gezeigt wurde, dass sie universell erkannt werden. "Dieses erste Experiment zeigte uns, dass die drei untersuchten emotionalen Ausdrücke in westlicher Musik von den Mafa erfolgreich erkannt wurden", so Fritz. Dabei wirkten die musikalischen Parameter Tempo und Tongeschlecht auf sie in ähnlicher Weise wie auf westliche Hörer. "So wurde Musik mit schnellen Tempi in beiden Gruppen tendenziell als fröhlich empfunden. Für traurige und beängstigende Empfindungen war dagegen weniger das Tempo, dafür aber das Tongeschlecht maßgebend."

Wohlklingend oder schräg?

In ihrem zweiten Experiment ging es den Forschern um die Frage, ob angenehmes oder unangenehmes Empfinden interkulturell gleichartig durch westliche Musik und Mafamusik vermittelt wird. "Bereits bekannt war, dass konsonante Klänge in westlichen Ländern als angenehmer empfunden werden als dissonante", beschreibt Fritz die Ausgangslage. "Davon ausgehend wollten wir herausfinden, ob dasselbe auch für die Mafa zutrifft." Tatsächlich zeigten auch diese eine deutliche Vorliebe für konsonante Klänge - allerdings scheint für sie der gefühlte Unterschied zwischen Konsonanz und Dissonanz nicht so groß zu sein, wie sie westliche Hörer empfinden.

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Autorin / Autor: Pressemitteilung / Redaktion - Stand: 20. März 2009