Mit dem Auto zum Bauernladen?

Energiebilanz  hängt vom Verbraucher ab

Wer beim Einkauf auf Umwelt- und Sozialverträglichkeit achten möchte, greift gerne zu regionalen Produkten. Hier scheinen die Wege kurz, weniger Energie muss aufgebracht werden, um das Produkt in den Laden zu bringen. Diese Annahme ist aber nicht immer richtig, wie eine aktuelle Studie des Instituts für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (IFEU) aufzeigen möchte. Für die Bewertung der Energiebilanz von Lebensmitteln müssen zahlreiche Faktoren berücksichtigt werden. Da spielen sowohl die Produktionsbedingungen und die Verarbeitung als auch die Verpackung und die Jahreszeit eine Rolle. Sind regionale Erdbeeren im Winter wirklich sinnvoller als solche aus dem wärmeren Spanien? Bringt der Bauer aus dem Nachbardorf seine Ware mit einer Benzinschleuder in den Bauernladen, während die weiter angereiste Ware auf Schienen kommt? Fährt der Verbraucher immer mit dem Auto zum Bauernladen, weil der so schlecht zu erreichen ist?

In der Studie wurden regionale Lebensmittel mit Produkten aus überregionaler und internationaler Produktion miteinander verglichen. Für die Produkte Apfel, Kopfsalat, Bier, Brot und Milch und Rindfleisch wurden der Energieverbrauch und die Klimagasemissionen über den gesamten Lebenszyklus (etwas der des problematischen furzenden Rindes ;-)) berechnet.

Die Studien-Ergebnisse zeigten, dass die Klimabilanz eines Produktes maßgeblich davon abhängt, wie der Verbraucher seine Einkäufe erledigt. Ist er bei jedem kleinen Einkauf motorisiert unterwegs, kann man vergleichsweise vernachlässigen, wie viel Energie bei der Produktion des Produktes verschleudert wurde. Die Energiebilanz des Verbraucher-Weges fällt dann nämlich viel schwerer ins Gewicht.
Für die einzelnen Produkte haben die ForscherInnen aber dennoch Unterschiede ausmachen können und daraus Empfehlungen abgeleitet:

  • Äpfel aus Deutschland sind zu bevorzugen - am besten wählt man regional vermarktete Äpfel von Streuobstwiesen. Der deutsche Plantagenapfel ist aber immer noch ökologisch sinnvoller als der aus Neuseeland.
  • Kopfsalat kommt in der richtigen Jahreszeit idealerweise aus Deutschland. Im Winter sollte man auf winterharte Sorten ausweichen. Wenn man das nicht möchte, ist Kopfsalat aus Spanien trotz langer Wege besser, weil das Gewächshaus dort weniger geheizt werden muss.
  • Industriebrot ist am energiesparendsten, weil die großen Öfen effektiver arbeiten als die in kleinen Bäckereien.
  • Die Berechnung der Energiebilanz des Rindfleisches ist sehr komplex. Unter bestimmten Umständen kann sogar argentinisches Rindfleisch aus Weidebetrieb ökologisch sinnvoller als Rindfleisch von einem deutschen Mastbetrieb - muss aber nicht.
  • Beim Bier gewinnt das regionale Fassbier vor den regionalen Mehrwegflaschen. Am schlechtesten ist Importbier aus Einwegflaschen.
  • Die Milch kauft man besser regional und am besten in Form von Vorzugsmilch. Der Schlauch ist energieeffizienter als das Tetra-Pack, aber den gibt es leider kaum noch.

Insgesamt stellen die Wissenschaftler einen tendenziellen Vorteil für regionale Produkte fest, wobei vor allem bei Obst und Gemüse unbedingt darauf geachtet werden muss, dass es auch die richtige Saison ist. Der größte ermittelte Energiefaktor aber liegt den Forschern zufolge beim Verbraucher. Solange ihr euch zum Einkaufen also aufs Radl schwingt, habt ihr schon fast alles richtig gemacht.

Produkte aus ökologischem Anbau wurden in der Untersuchung nicht berücksichtigt.

Lies im Netz

Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 25. September 2009