Fühlende Gummihand

Wie unsere Sinneswahrnehmung uns täuschen kann

Normalerweise sind wir sehr gut darin, Berührungen einer bestimmten Körperregion zuzuordnen und wenn wir dazu auch noch sehen, wo wir berührt werden, verstärkt sich das Gefühl. Doch das Auge kann uns auch gewaltig in die Irre führen und uns Empfindungen vortäuschen, die wir rein physisch gar nicht wahrnehmen können. Das fanden WissenschaftlerInnen in Experimenten heraus, bei denen ihre Versuchspersonen anstelle ihrer richtigen Hand eine Gummiattrappe vor sich liegen hatten, die mit einem Pinsel gestreichelt wurde. Dabei empfanden die ProbandInnen nämlich die Berührung genau so, als hätte es sich tatsächlich um ihre echte Hand gehandelt.

Der Versuchsaufbau

Um die Sinnestäuschung perfekter zu machen, hatten die ForscherInnen den Übergang zwischen dem falschem Unterarm der Gummihand und dem echten Oberarm der Versuchspersonen mit einem Tuch abgedeckt. Außerdem musste die Gummihand nah neben der anderen echten Hand liegen - und zwar in einer anatomisch richtigen Position - und die Hände mussten gleichzeitig berührt werden.

Das Ergebnis

Nach den Pinselstreicheleinheiten mussten die Versuchspersonen dann angeben, in welcher Intensität sie die Berührung wahrgenommen hatten. Dabei berichtete über die Hälfte, dass sie die Gummihand gefühlsmäßig quasi adoptiert hatte, so echt habe sich das Streicheln angefühlt.

Sogar die Körperreaktionen fielen auf die Attrappe herein. Das Experiment beinhaltete nämlich auch eine weniger nette Art der Berührung: Die arme Gummihand musste auch noch mehrere Nadelstiche  über sich ergehen lassen, um herauszufinden, ob sich die elektrische Leitfähigkeit der Haut der echten Hand veränderte. Und tatsächlich erhöhte sie sich: sie schwitzte, obwohl sie selbst gar nicht gepiesakt worden war. Schon allein die Schmerzerwartung im Gehirn löst also den Reflex zum Schwitzen aus, und das wiederum beeinflusst die elektrische Leitfähigkeit der Haut.

Der Nutzen

Die Versuche sollen Erkenntnisse für Menschen mit künstlichen  Gliedmaßen liefern. Das Ergebnis zeigt, dass wenn beide Körperseiten stimuliert werden, die eine Seite besser von der anderen "lernen" kann und dies dazu führt, dass eine Prothese zum Beispiel schneller als "dazugehörig" empfunden wird. Auch für die Rehabilitation von SchlaganfallpatientInnen könnte diese Forschungsarbeit großen Nutzen bringen, wenn in der Physiotherapie von gelähmten Gliedmaßen die gesunden Körperteile mit stimuliert würden.

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Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 10. September 2009