Hilfe, ich weine!

In Tel Aviv hat der Evolutionsbiologe Oren Hasson neue Einsichten zum Thema Tränen und deren Nutzen gewonnen.

Wer weint, zeigt Schwäche. Das ist eine weit verbreitete Meinung und hemmt Menschen, ihren Gefühlen freien Lauf zu lassen und einfach mal hemmungslos los zu heulen.
Eine neue Studie aus Tel Aviv hat neue Erkenntnisse über die Hinter- und Beweggründe des Weinens ans Licht gebracht. Demnach weint man, um zu signalisieren, dass man verletzlich und hilfsbedürftig ist. Die Bindung zu seinem Gegenüber soll so verstärkt werden.

Behindert durch Tränen

Wenn man weint, setzen verschiedene Mechanismen im Organismus ein, die unser Handeln einschränken und uns behindern. Tränen lassen die Sicht verschwimmen, so kann der Weinende nicht selbst angreifen oder sich verteidigen. Das Gegenüber soll hiermit besänftigt werden. Außerdem lassen sich die Absichten des Weinenden durch die Rötung der Augen, die unkontrollierte Blickrichtung, sowie die Pupillenveränderung nicht genau einschätzen und hemmen das Gegenüber wiederum in seinen Absichten.

Weinen hat positive Wirkung (auch auf das Gegenüber)

Wer weint, hat automatisch einen höheren Puls und neigt zur erhöhter Schweißbildung. Das ist eher unangenehm. Doch auf lange Sicht hat weinen eine positive Wirkung auf den Körper, da hierbei chemische Substanzen im Körper vernichtet werden und so Stress, Trauer und Wut abbauen. Wer geweint hat, fühlt sich kurze Zeit danach befreit und zufriedener.
Auch die Person, die bei uns ist, wenn wir weinen, wird durch unsere Aktion beeinflusst. Oft werden bei diesen Menschen weit intensivere Gefühle ausgelöst, als wenn man nur über seine Emotionen berichtet, sie aber nicht zeigt.

Trotzdem kommt es immer auf den jeweiligen Kontext an. Im Berufsalltag ist weinen eher unangebracht und löst unangenehme Gefühle in beistehenden Personen aus. So haben die Tränen auch nicht die beabsichtigte Wirkung, nämlich Mitleid und Verständnis zu erwecken.

Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 2. September 2009