64 cm Wohlfühlabstand

Forschung: Mandelkern ist verantwortlich für Distanzempfinden

Wie nah man einen Menschen an sich heranlässt, hängt immer von der Person, der Situation und auch den kulturellen Gegebenheiten ab. Während euer Schatz euch wahrscheinlich gar nicht nah genug kommen kann, mögt ihr wahrscheinlich nicht, wenn ihr im Unterricht den Atem eines Mitschülers im Nacken spürt oder euch auf dem Schulhof ständig jemand auf den Füßen herumsteht. Engen Kontakt auf einem gut besuchten Konzert oder in einer überfüllten U-Bahn kann man aber möglicherweise besser akzeptieren, weil es dazu gehört oder nicht vermeidbar ist.

*Intuitives Gespür für Distanz*
Gesunde Menschen haben grundsätzlich ein intuitives Gespür für die angemessene Distanz zum Gegenüber in einer bestimmten Situation, wie WissenschaftlerInnen vom California Institute of Technology in Pasadena herausgefunden haben. Sie untersuchten ProbandInnen und ihre gefühlte Wohlfühldistanz. Die Testpersonen sollten auf eine ihnen fremde Person zugehen und da stehen bleiben, wo sie sich (noch) wohlfühlen. Bei den meisten der Probandinnen lag die "Wohlfühldistanz" in dieser Situation bei 64 cm. Verglichen wurde die Gruppe von Testpersonen mit einer Frau, die an einem sehr seltenen Defekt im Gehirn leidet, nämlich einer schweren Schädigung in einer Hirnregion namens Mandelkern (Amygdala). Der Mandelkern ist bekannt als Steuerungszentrale für negative Gefühle und gilt als Sitz der Emotionen.

Schon die Idee von Nähe aktiviert Mandelkern

Die in den Studien als SM bezeichnete Frau zeichnet sich aber besonders durch ein mangelndes Distanzgefühl aus. Ihre Wohlfühldistanz lag in den Versuchen lediglich bei 34 cm. Sie sucht eine Nähe zu fremden Menschen, die von diesen dann wohl eher als Aufringlichkeit eingestuft wird.
Die ForscherInnen folgerten aus Ihren Untersuchungen, dass der Mandelkern offenbar eine äußerst wichtige Rolle für das Distanzempfinden spielt. Allein schon die Vorstellung von Nähe einer fremden Person sorgte bei den Testpersonen für eine Aktivierung dieses Bereichs.

Die ForscherInnen erhoffen sich von ihren Ergebnissen weiter Erkenntnisse für die Erforschung von autistischen Erkrankungen. Autistische Menschen haben häufig ein Problem mit dem Gefühl für Distanz.

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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 1. September 2009