Zu vertrauensselig?

Testosteron schützt vor Gutgläubigkeit

In zwischenmenschlichen Beziehungen spielt Vertrauen eine wichtige Rolle. Es gibt Menschen, die eine etwas längere Anlaufzeit brauchen, bevor sie fremden Personen vertrauen und wiederum andere, die von Anfang an sehr gutgläubig sind.
Die niederländischen ForscherInnen um Peter Bos von der Universität Utrecht haben herausgefunden, dass das männliche Geschlechtshormon Testosteron sehr vertrauensselige Menschen vorsichtiger gegenüber Fremden werden lässt.

Testosteron - Hemmstoff für Geselligkeit?

Frühere Studien haben gezeigt, dass das Hormon Oxytocin mit Liebe und Zuneigung in Zusammenhang gebracht wird und das Vertrauen in andere Menschen verstärkt.
Dies hat aber auch zur Folge, dass das Oxytocin Menschen anfällig für Vertrauensmissbräuche macht, da Personen unter dem Einfluss von diesem Hormon daran festhalten, anderen zu vertrauen, obwohl sie wissen, dass diese Personen eigentlich nicht vertrauenswürdig sind.

*Gewappnet für den alltäglichen Konkurrenzkampf*
Ganz im Gegenteil dazu wird das Steroidhormon Testosteron, das normalerweise mit Konkurrenzkämpfen und Dominanz in Verbindung gebracht wird, oft als ein Hemmstoff für Geselligkeit angesehen und müsste demnach völlig gegensätzlich zu den Eigenschaften des Hormons Oxytocin wirken.

Ob das wirklich so ist, haben die WissenschaftlerInnen in einem Experiment mit 24 jungen Frauen untersucht. Manche der Probandinnen bekamen Testosteron verabreicht, andere ein Placebo. Die Teilnehmerinnen erfuhren nicht, welches der beiden Präparate sie bekommen hatten. Daraufhin sollten sie die Vertrauenswürdigkeit anderer Menschen anhand von Fotos bewerten.
Die ForscherInnen fanden heraus, dass das Testosteron - im Vergleich zu dem Placebo - das zwischenmenschliche Vertrauen deutlich mindert. Weitere Untersuchungen bewiesen, dass dieser Effekt bei den Frauen eintrat, die zuvor als sehr gutgläubig eingeschätzt wurden.
Die ForscherInnen schließen daraus, dass das Testosteron die soziale Wachsamkeit bei den vertrauensseligen Teilnehmerinnen ansteigen lässt, um sie besser vor dem alltäglichen Konkurrenzkampf zu schützen.

Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 25. Mai 2010