Tatianas Schachkolumne im Februar

Über das Wimbledon des Schachs, verrückte Schachturniere und Schach aus dem All

Bild: Melanie Flores Bernholz

INTERNATIONAL

Tata Steel Chess Tournament 2021

Das angesehene Tata Steel Schachturnier, das auch oft als das Wimbledon des Schachs bezeichnet wird, konnte dieses Jahr 2021 trotz Covid-19 mit extremen Sicherheitsvorkehrungen wie immer in Wijk aan Zee in den Niederlanden stattfinden. Zwischen dem 15. und 30. Januar sind 14 der besten Großmeister der Welt jeweils ein Mal gegeneinander in der 83. Ausgabe des Turniers in Partien von bis zu 6 Stunden und mehr angetreten.

Mit dabei war der amtierende Wetlmeister Magnus Carlsen aus Norwegen, der zweit beste Spieler der Welt Fabiano Caruana aus den USA, der 17-jährige Alireza Firouzja, der Spanier David Antón Guijarro, ebenfalls der Norweger Aryan Tari, die zwei Niederländer Anish Giri und Jodern Van Foreest, der 18-jährige Andrey Esipenko aus Russland, Maxime Vachier-Lagrave aus Frankreich, Jan-Krzysztof Duda und Radoslaw Wojtaszek aus Polen, der Inder Pentala Harikrishna, der Schwede Nils Grandelius und Alexander Donchenko aus Deutschland, der in letzter Minute den ausgefallenen Daniil Dubov (RUS) ersetzte.

Das normalerweise gleichzeitig stattfindende Amateurturnier konnte aufgrund von Corona natürlich nicht ausgeübt werden, deswegen wurde dieses mit viel Erfolg auf zwei online Rapid- und Blitz-Turniere verlegt. Gleichzeitig fanden auch online Aktivitäten für Kinder und Jugendliche auf Niederländisch statt, die laut Aussage des Veranstalters eine hervorragende Bilanz hatten.

Nach 13 Partien und einigen Ruhetagen zwischendurch setzte sich überraschenderweise aber sehr souverän der 21-jährige Jorden Van Foreest durch und spielte sich an den ersten Platz! Er besiegte nicht nur den Weltmeister Magnus Carlsen, der sechster wurde, sondern auch seinen Landeskamerad Anish Giri, den er im finalen Armageddon nach einem Remis besiegte. Somit wurde Anish Giri zweiter und Andrey Esipenko dritter. Letzterer übertraf nicht nur sich selbst, sondern auch alle Erwartungen anderer als er in der 8. Runde einen Sieg gegen Carlsen holte.

Auf Platz 5 schaffte es Firouza gefolgt von Carlsen auf Platz 6. Der 7. und 8.  Platz gingen an Pentala Harikrishna und den jungen Tari Aryan gefolgt von Nils Gardelius, Jan-Krzysztof Duda, David Antón Guijarro, und Radoslaw Wojtaszek. Als vorletzter platzierte sich Maxime Vachier-Lagrave und als 14. und somit letzter unser Alexander Donchenko.
Wer gerne mehr über dieses besondere Turnier und die gespielten Partien wissen möchte, kann das hier machen:

Die FIDE genehmigt Hybrid-Wettbewerbe

Die FIDE hat in ihrer Pressemitteilung vom 12. Januar darüber informiert, dass endlich Schachpartien bei offiziellen Onlineturnieren für das Rating gültig werden. Dieses hat nicht nur jetzt in Pandemie Zeiten große Vorteile, sondern erleichtert behinderten und sehbeeinträchtigten Menschen auch das Teilnehmen an gewerteten und größeren Turnieren.

Im neuen verabschiedeten Regelwerk für Online-Schachturniere legte die FIDE den Rahmen für diese Hybrid-Turniere fest: Bei diesem Format werden die Partien online gespielt, wobei die Teilnehmer und Teilnehmerinnen aber physisch an einem Ort zusammen präsent sind, wie zum Beispiel in einem Klub oder Hotel. Alle Partien werden außerdem unter der Aufsicht einer Schiedsrichterin oder eines Schiedsrichters, die vor Ort anwesend sind, überwacht. So ist das sogenannte „cheating“ (also Schummeln im Onlineschach) ausgeschlossen. Zusammengefasst heißt das also, dass ab jetzt Hybrid-Turniere mit den traditionellen gleichgestellt sind.

Meiner Meinung nach ist das ein Schritt in die richtige Richtung. Die traditionellen Turniere werden dadurch nicht benachteiligt oder weniger werden, im Gegenteil, dieses neue Format wird in Zukunft große neue Turniere ermöglichen, da die Anreise von unzähligen Spielern und Spielerinnen nicht mehr berücksichtigt und zusätzlich organisiert und finanziert werden muss. Außerdem passt dieses Format wunderbar mit den Live-Onlinestreaming von Turnieren, das heutzutage sehr populär und erfolgreich geworden ist, zusammen.

Wer weitere Einzelheiten über dieses neue System erfahren möchte, kann alles Wichtige hier nachlesen:

NATIONALES

International Crazy Chess Day:

Die Deutsche Schachjugend feiert im Februar ihre Umgründung in einem eigenen Verein und hierfür hat sich der AK Mädchenschach einen internationalen verrückten Schachtag für Mädchen und Frauen überlegt.
Hier werden verschiedene Schach-Varianten gegen andere Länder gespielt! Zur Auswahl steht 3-Schach, ein Bullet-Turnier, King oft he Hill, Crazyhouse und Blitzschach. Die Spiele werden am 20. Februar auf der kostenfreien Plattform Lichess von 10 bis 19:30 Uhr ausgeführt.

Ich werde so lange wie möglich mit dabei sein und hoffe, wir sehen uns dort.

Wenn ihr mitmachen wollt oder mehr Informationen braucht, einfach hier reinschauen:

Logo: Frauenschach Austria

IM RAMPENLICHT

Frauenschach_Austria

Diesen Monat im Rampenlicht ist Frauenschach_AUT oder auch Frauenschach Austria. Diese kleine Gruppe aus neun österreichischen Schachspielerinnen hat sich letztes Jahr im Mai zusammengefunden und arbeitet seitdem sehr erfolgreich an verschiedenen Schach-Projekten.
Unter vielen anderem haben sie die Hobbyfrauenliga ins Leben gerufen. Diese ist dazu gedacht, besonders Spaß zu machen und vielen Hobbyspielerinnen eine Plattform zum Spielen zur Verfügung zu stellen. Dort spielen Mädchen und Frauen in kleinen Gruppen „Rundenturniere“ untereinander. Wenn man irgendwann eine Pause brauch, kann man sich ganz einfach für den nächsten Monat abmelden und wenn es einem wieder danach ist, wieder in den nächsten 4-Wochen Zyklus einsteigen.
Die Liga hat keine Elo-Begrenzung, deswegen werden die Gruppen nach Spielstärke eingeteilt. Man hat 4 Wochen Zeit und darf den Zeitpunkt der Partien mit den Gegnerinnen frei wählen. Die Schnellschachpartien werden auf der kostenfreien Plattform Lichess gespielt und es werden außerdem in jedem 4-Wochen-Zyklus Trainings und Büchergutscheine verlost!
Ich spiele seit einigen Monaten immer, wenn ich Zeit habe, selbst in der Liga mit und kann nur Positives davon berichten. Ich habe neben vielen schönen Partien neue Schachfreundinnen und faire Gegnerinnen gefunden (das ist nicht immer selbstverständlich beim Onlineschach).
Zu Herzen möchte ich euch auch ihre Newsletter legen. Diese erscheint jedes Quartal (also 4 Mal im Jahr) und berichtet ausführlich und sehr spannend über die ganzen Aktionen und Projekte, die nicht nur das Frauenschach in Österreich was angehen, sondern auch das der ganzen Welt. Über viele weitere Wettbewerbe und Turniere wird darin ebenfalls informiert.
Wenn ihr sie abonnieren wollt, einfach eine E-Mail an frauenschach_aut@chess.at schicken.

Bild: Tatiana Flores

AUSSERGEWÖHNLICH

Schach im All:

Zum Anlass des 50. Jahrestages der ersten Erd- vs. Weltall-Partie spielte der russische GM Sergei Kariakin am 9. Juni 2020 eine Partie gegen die Kosmonauten Anatoly Ivanishin und Ivan Vagner, die sich auf der Internationalen Raumstation (ISS) in 420 Km Entfernung von der Erde befanden. Die Partie dauerte 16 Minuten und endete in einem ehrenhaften Remis.

Die Veranstaltung wurde vom Kosmonautischen Museum in Moskau mitorganisiert, von wo aus Kariakin gespielt hat. Die live Übertragung des Events hatte laut Veranstalter mehr als 800.000 Zuschauerinnen und Zuschauer.
Nicht nur Eliteschachspielerinnen und –Spieler, sondern auch prominente Schachfans teilten ihre Begeisterung für diese Veranstaltung in den sozialen Medien, die an den 9. Juni 1970 erinnern sollte, als ebenfalls zwei Kosmonauten von Sojus 9 eine Partie gegen das damalige Kontrollzentrum spielten. Vitali Sewastjanow, einer der beiden Kosmonauten, wurde später sogar Präsident des Sowjetischen Schachverbandes!
Wie cool ist das denn, das Schach jetzt schon seit 50 Jahren auch im All mit dabei ist?
Quelle: Schachzeitschrift „Peón de Rey”  Ausgabe Nr. 147

STELLT MIR EURE FRAGEN

Habt ihr Fragen oder etwas, was ihr über Schach schon immer wissen wolltet? Dann scheut euch nicht mir eine E-Mail an redaktion@lizzynet.de zu schreiben und ich werde versuchen, sie euch in meiner nächsten Kolumne zu beantworten. Bis dahin!

Autorin / Autor: Tatiana Flores - Stand: 3. Februar 2021