Ein Tag im Leben eines Fangirls

Der erste Advent als Biffy Clyro Fan. Ein persönlicher Tages- und Konzertbericht.

Biffy Clyro. Bild: Jana Schaefer

*Erster Advent bedeutet Gemütlichkeit? Quatsch, Rock'n'Roll!*
Der 1. Dezember. Für die meisten ist das dieses Jahr lediglich der erste Advent. Für mich, Spezies Fangirl, ist dieser Tag deutlich wichtiger. Denn mein 10. Biffy Clyro Konzert steht an! Bifi was? Nein, nicht die Wurst! Biff? Nein, auch nicht das WC-Reinigungsmittel. Ihr kennt sie wirklich nicht? Dabei werden sie doch gerade selbst hier in Deutschland immer bekannter! Black Chandelier? Many of Horror? Bubbles? Das kennt ihr doch!

Nun ja, ihr gehört vielleicht einfach zu den glücklichen Menschen, die an diesem Sonntag ausschlafen dürfen und ihn eingekuschelt in eine warme Decke bei Kerzenschein und Keksen verbringen können. Ich habe etwas anderes vor. Denn ich will abends beim Konzert natürlich wie immer in der ersten Reihe stehen! Und das ist nicht nur Glück, sondern auch Taktik. Stunden vorher darf ich mich vor die Mitsubishi Electric Halle in Düsseldorf stellen und frieren. Bis zum bitteren Ende – ähm, Einlass.

Aber ihr braucht kein Mitleid mit mir zu haben. Ich mache das freiwillig. Und außerdem weiß ich schon, dass ich am Ende des Tages nicht nur ein 1A Konzert hinter mir habe, sondern auch viele nette Leute kennengelernt habe. Denn ein gemeinsamer Musikgeschmack verbindet ungemein! Und das Anstehen in der Kälte kann ganz schön langweilig werden, da kommt man sehr schnell miteinander ins Gespräch! Ich habe mehrere Freunde, die ich auf Konzerten kennengelernt habe und die ich teilweise auch nur dort wiedertreffe. Aber dann verstehen wir uns sofort, denn inzwischen ist oft so viel passiert! Ein neues Album etwa oder neue B-Sides, ein interessanter Artikel oder ein besonderes Konzert. Oder wir haben eine neue Band kennengelernt, die wir den anderen vorstellen müssen. Nein, ihr müsst kein Mitleid mit mir haben. Ich werde einen tollen Tag haben.

Irgendwann muss man natürlich einen gewissen Ort aufsuchen. Hoffentlich ist ein Café oder ein Supermarkt in der Nähe… zu viert machen wir uns auf die Suche. Die einzige Bar in der Nähe verlangt einen Euro für die Benutzung der Toilette, da trinken wir doch lieber gleich eine heiße Schokolade, um uns aufzuwärmen. Wie gut, dass wir so viele sind, da können die anderen auf unsere Plätze vor der Halle aufpassen.
Es ist schon an unserer Gruppe zu sehen, wie viele Nationalitäten auf diesem Konzert vertreten sind, denn keine von uns kommt aus dem gleichen Land. Es ist immer wieder erstaunlich, woher manche anreisen, und es ist beruhigend festzustellen, dass ich nicht die einzige bin, die für ihre Lieblingsband durch verschiedene Länder reist.

*Ein wenig Nervosität und Hektik*
Die letzte Stunde vor Einlass ist immer die schlimmste. Man beginnt, richtig nervös zu werden und sich Sorgen zu machen, ob man denn wirklich auf seinem Wunschplatz landet. Diesmal würde ich gerne direkt vor die Mitte der Bühne, um einen Drumstick zu fangen. Wenn's diesmal nicht klappt, habe ich immer noch das Konzert in Luxemburg am dritten Advent.

Und dann geht es los: Die Türen öffnen sich, alle drängeln vor. Diesmal ist die Security leider sehr schlecht organisiert, denn anstatt den Bereich vor der Tür vernünftig abzusperren, schicken sie alle noch mal zwei Schritte zurück. Dann werden Taschen durchsucht und Tickets abgerissen und los geht’s. „Nicht rennen!“ ruft die Security. Wann werden die endlich lernen, dass Konzerthallen keine Schwimmbäder sind?!
Geschafft! Zwar nicht in der Mitte, aber in der ersten Reihe vor Bassist James Johnston stehen wir jetzt und können uns ein wenig entspannen. ;-)

*Die Vorbands: Arcane Roots und Walking Papers*
Noch eine halbe Stunde warten, dann fängt die erste Vorband an. Arcane Roots heißen sie und kommen aus London.
Sie machen schon mal richtig Dampf und werden mit ihrem Auftritt mit Sicherheit einige neue Fans hinzugewonnen haben! Genauso wie die Walking Papers, die die Bühne als nächstes betreten. Bei ihnen spielt der ehemalige Bassist von Guns ‘N Roses, Duff McKagan, mit. Er kommt mit Sonnenbrille auf die Bühne und nimmt sie auch bis zum letzten Lied nicht ab. Ganz anders als der Keyboarder. Kaum auf der Bühne, schon sind die Schuhe aus.

*Endlich!*
Und um 21:00 Uhr ist es dann soweit: „We Are Family“ von Sister Sledge tönt aus den Lautsprechern. Nachdem die letzten Töne verklungen sind, betritt Simon Neil, der Sänger der Band, die Bühne. Die anderen beiden Bandmitglieder und die Live-Musiker Mike Vennart und Richard „Gambler“ Ingram bleiben noch versteckt hinter dem Vorhang, der die vordere Hälfte der Bühne von der hinteren abtrennt. Nur ihre Schatten sind durch den Stoff zu erkennen.
Zum Refrain des ersten Liedes fällt der Stoff, und die Rockshow kann richtig losgehen! Die Band gibt wie immer alles, und auch die ersten Reihen sind gut dabei. Nach elf energiegeladenen Liedern kommt eine kleine Entspannungsphase mit zwei ruhigeren Liedern. Ich freue mich total über die B-Side „The Rain“, es ist wirklich selten, dass eine Band so unbekannte Lieder auf Konzerten spielt.
Die Deutschkenntnisse der drei Schotten werden immer besser, sie haben dieses Jahr viel Zeit hier verbracht und hatten auch in der Schule einige Jahre Unterricht. Zu ein paar Verdrehern wie „We’re fantastisch“, wenn eigentlich das Publikum gemeint ist, kommt es trotzdem, aber den Titel von „57“ kann Sänger Simon perfekt aussprechen. Hier darf der Drummer Ben den Refrain alleine singen, eines meiner Lieblingslieder, denn er hat eine wirklich tolle Stimme!
Nach dem letzten Lied „The Captain“ und einem „We’re Biffy fucking Clyro, vielen Dank!“ verlassen die fünf Musiker die Bühne, lassen sich aber schnell für eine Zugabe erneut auf die Bühne bitten. Noch drei Lieder, die die ganze Halle mitsingt, dann ist es vorbei. Plektren, Setlists und Drumsticks werden in die Menge geworfen, letztere leider nur in die Mitte. Ein netter Security kommt vorbeigelaufen und drückt mir ein Plektrum des Bassisten in die Hand, das er gefangen hat. Yay!

Die Mitarbeiter der Halle wollen anscheinend alle schnell nach Hause, denn kaum hat die Band die Bühne verlassen, werden wir schon alle aus der ersten Reihe gedrängt und gebeten, den Saal zu verlassen.
Zwar ohne Drumstick, aber trotzdem unglaublich glücklich, tun wir ihnen den Gefallen. Neben dem Merchandise-Stand stehen die Arcane Roots. Sehr sympathisch, und gute Musik machen sie auch noch, diese Band werde ich im Auge behalten!

*Und wieder warten...*
Nun beginnt der letzte Teil des Abends. Erneut warten, diesmal darauf, dass die Band herauskommt. Inzwischen ist es noch kälter geworden, und ein Stuhl wäre jetzt auch nicht schlecht. Die Mitsubishi Electric Halle ist leider etwas blöd aufgebaut, der Tourbus steht viel zu weit weg, und die Band kann nicht einmal sehen, dass jemand auf sie wartet. Ein großes Gitter trennt uns von der Anlage. Nachdem sich auch nach 1,5 Stunden warten nichts getan hat, gehen wir schließlich. Denn morgen ist ja Montag, und man muss früh raus… und außerdem ist es ja gerade mal einen Monat her, dass ich die Jungs getroffen habe, vielleicht klappt es ja in Luxemburg wieder, denn normalerweise kommen sie nach jedem Konzert raus, um noch kurz mit den Fans zu reden.
Mit einem „Bis zum nächsten Konzert“ verabschieden wir uns voneinander und machen uns in verschiedene Richtungen auf den Weg nach Hause. Aber wir werden in Kontakt bleiben, denn jetzt sind wir Biffy-Freunde!

Das Aufstehen am nächsten Morgen ist zwar schwer, aber ein Gedanke erleichtert den Start in den Tag: Das war‘s wert!

Autorin / Autor: Jana Schaefer - Stand: 3. Dezember 2013