Billig, billiger, Black Friday?!

Alle Jahre wieder ist es soweit, der Black Friday steht vor der Tür. Oder auch die Black Week und dann der Cyber-Monday. Weil von Schnäppchen kann man ja bekanntermaßen nie genug bekommen. Oder doch?

Mein Social Media ist seit Tagen voll mit Werbung, viel mehr als sowieso schon. Formulierungen wie "SCHNÄPPCHEN", "SUPER-ANGEBOT", "JETZT ZUGREIFEN" und "SPAREN AM BLACKFRIDAY" springen mich förmlich an. Kein Entkommen. Dabei will ich mich doch gar nicht diesem Kaufrausch hingeben. Ein Preiskracher übertrumpft den nächsten, 30%, 50% oder auch 70% Rabatt. Nur das beste Angebot zählt. Was dabei besonders auffällt? Vor allem die Megakonzerne werben mit besonders hohen Rabatten. Und die höchsten Rabatte gibt’s hauptsächlich online. Der Onlinehandel boomt ja sowieso schon, in der Vorweihnachtszeit noch viel mehr. Warum dies nicht also noch mit einer Black Week befeuern; die Versanddienstleister sind ja ohnehin auch schon völlig überlastet.

Apropos überlastet: Auch die Umwelt leidet unter solchen Tagen. Noch mehr Versand, noch mehr Retouren, noch mehr Produktion. Dinge, die man eigentlich nicht braucht oder die man sich sonst wohl eher nicht kaufen würde, landen dann doch mal schnell im Warenkorb. Weil so ein Schnäppchen kann man sich doch kaum entgehen lassen, oder? Mit bewusstem Kaufverhalten hat der Black-Friday eher wenig zu tun. Mit Nachhaltigkeit auch nicht. Aber dieses Glücksgefühl, was man erhält, wenn man grad so ein tolles Schnäppchen gemacht hat, lässt sich auch nicht leugnen. "Kauf dich glücklich". Der Spruch kommt nicht von ungefähr. Aber wie können wir eigentlich vom Glücklichsein sprechen, wenn doch so ein Tag wie der Black-Friday so viele negative Auswirkungen nach sich zieht?

Auch der lokale Handel und Kleinunternehmen leiden besonders unter dem Black-Friday. Keine kleine Brand kann mit den Mega-Aktionen der Riesen mithalten. Die Folge: Besonders an diesen Tagen wird noch viel weniger im lokalen Einzelhandel geshoppt und auch der potenzielle Gewinn aus dem (Vor-)Weihnachtsgeschäft wird dadurch geschmälert. Profitieren tun somit nur die Konzerne, die noch mehr Gewinne eh nicht nötig haben. Dem Kapitalismus sei Dank.

Wie also mit dem Black-Friday umgehen?

Einige nachhaltige Unternehmen steuern daher bewusst gegen den Black-Friday. Sie positionieren sich klar gegen den Konsumwahn an diesen Tagen, erschaffen andersartige Aktionen oder machen anhand von "Green Friday" und "Green Week" auf die Problematiken aufmerksam. Sicherlich alles Schritte zu bewussteren Kaufentscheidungen.

Wie nun also mit dem Black-Friday als Konsument:in umgehen?
Ich würde lügen, würde ich sagen, dass ich nicht auch nach dem ein oder anderen Angebot Ausschau halte.
Vor allem jetzt, wo sich die Inflation im eigenen Geldbeutel bemerkbar macht und man doch über jeden Euro froh ist, den man sparen kann. Wenn man etwas wirklich braucht, auch schon vorher über diesen Kauf nachgedacht hat und man sich so nun etwas leisten kann, was sonst eben finanziell nicht drin gewesen wäre, dann hat so ein Mega-Angebotstag ja sogar irgendwie auch etwas Gutes. Und versteht mich nicht falsch, ich freue mich, wenn finanziell schwächeren Menschen dadurch ebenfalls neue Möglichkeiten geboten werden, auch im Hinblick auf die Weihnachtseinkäufe.

Aber wir müssen weg von dem Gedanken, nur etwas zu kaufen, weil es gerade so billig ist. Weg vom Überkonsum.
Ganz nach dem Motto #shoplocal sollten wir besonders am Black-Friday unsere lokalen Einzelhändler:innen unterstützen. Jeden Kauf vorher planen und überdenken und uns nicht von irgendwelchen Sonderaktionen blenden und verleiten lassen.
Dann können wir uns auch viel besser über unser ergattertes "Schnäppchen" freuen.

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Autorin / Autor: Alina Przygoda - Stand: 24. November 2022