(Ich wohne in der) Treibhausgasse

Einsendung zum Wettbewerb Acker, Algen, Algorithmen von Caroline Kuba, 22 Jahre

Das Fundament meines Hauses hat Risse.
Tiefe Risse, die sich wie ein Spinnennetz vom Boden, zur Wand, zum Dach ziehen.
Bis vor kurzem. Bis vor nicht all zu langem.
Eigentlich doch schon eine ganze Weile lang,
wusste ich nicht mal was genau ein Fundament eigentlich ist.
Klingt ein wenig französisch, dachte ich mir.
Klingt ein wenig grau.
Ist nicht ganz so »fun«, wie es sich anhört.

Mein Haus ist voll mit Gutachtern.
Mein Kopf ist voll mit Fremdwörtern.
Sie sagen,
mein Dachstuhl, überschreite die planetare Belastungsgrenze.
Dass
meine Agrarflächen ein architektonisches Kriminalverbrechen seien.
Und dass
die Nährstoffe, in die ich mich kleide,
auch in der vorletzten Saison schon nicht mehr modisch waren.

Sie sagen,
dass mein Haus geräumt werden muss.
Komplett renoviert.
Am besten abgerissen und
verbuddelt, vergraben.
Meine Draufgängerische Zeit.
Meine Rebellion.
Mein Belastungsgrenzgang.
Verbrannt.
Versiegelt.
Vergessen.

Eigentlich,
sagen sie mir,

eigentlich
könnte man die Asche,
die Asche der Sauna, die ich Gewächshaus nenne,
die Asche aus prähistorischen Großstadtträumen
doch nutzen.
Mein Grundstück sei ohnedies zu begrenzt,
zu klein,
zu vollgestellt, um auch noch ein ewig dampfendes Mausoleum zu beheimaten.

Die Asche nutzen.
Sagen sie,
wenn mein Haus schon in der Treibhausgasse steht.
Eng an eng, so vollgeräumt,
dass man den Himmel vor Heimat nicht sieht.

Wie ein Kind.
Ein Kind in der Sandkiste,
Staubkiste,
Aschegrube,
sagen sie.

Fragen mich
nach Glühverlust.
Nach Grenzwertskalen.
Und ob ich weiß,
dass Nahstoffkreislauf-Sport-Sprint-Expertinnen
aus der Asche von Dachstühlen mit Rissen im Fundament
Wälder wachsen lassen können.

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