Aber am Ende leuchten wir doch alle

Einsendung von Lara Gebert, 18 Jahre

Ich laufe.
Ich laufe um einen See.
Wasser ist nicht mehr zu erkennen. Nur noch eine trübe, stinkende Brühe. Auf der noch übrig gebliebenen Lache schwimmt ein toter Fisch. Leuchtend? Oder bilde ich mir das nur ein? Ich laufe weiter. Ohne jedes Ziel. Ohne jede Hoffnung. Aber ich laufe.
Wie oft ich diese Runde schon gegangen bin, kann ich nicht sagen. Drei mal, fünf mal? Ich weiß es nicht. Ich habe jedes Gefühl verloren. Ich habe kein Gefühl mehr, weder für Raum noch für Zeit. Während mich meine Schritte über Müll und tote Tierkadaver führen, schweifen meine Gedanken um den Ursprung des Endes. Wie konnte es nur soweit kommen?

Unsere Klimapolitik war schon immer eine Katastrophe. Dann kam diese Pandemie, die schon viele Menschen das Leben kostete. Danach die Explosion mehrerer Atomkraftwerke. Es war zu heiß. Unsere Ozonschicht hat diese glühende Hitze nicht mehr abhalten können. Die gesamte Erde ist verstrahlt.

Anfangs hatten wir noch Hoffnung.
Hoffnung trotz der vielen Erdbeben und Überschwemmungen. Durch die sengende Hitze fanden sich auch unsere Pole in einer anderen Form wieder. Überall Wasser. Wasser, das ganze Dörfer mit sich nahm. Das Wasser verteilte die Strahlung des Atomunglücks nur noch mehr. Durch die hohen Temperaturen verdunstete das flüssige Eis so schnell, dass die Radioaktivität bis tief in das Erdinnerste drang. Als es verschwunden war, schien es friedlich. Wäre da nicht die Zerstörung gewesen. Und das Leuchten.

Doch wir hatten Hoffnung.
Hoffnung trotz der hohen Strahlung, die jedes einzelne Atom auf dieser Welt leuchten lies.
Wir hatten Hoffnung.
Hoffnung, bis sich die ersten Menschen der Strahlung ergeben mussten. Auch die Umwelt begann schnell sich der Strahlung zu unterwerfen. Mit uns fielen auch die Sterne. Das Leuchten beeinflusste Weiten, an die wir anfangs nicht dachten. Und so bekamen die Sterne ihr Licht zurück. Erst waren es nur einzelne Vorkommnisse. Dann häuften sich diese. Inzwischen war klar, dass innerhalb der nächsten Zeit die Erde mit dem größten Stern fallen wird. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis meine Existenz eine andere sein wird. Bin ich bereit dafür? Wie wird es sein, wenn ich nur noch eine Transparenz meines Selbst bin? Werde ich überhaupt sein?

Ein dumpfer Knall reißt mich aus meinen Gedanken. Ich stehe in mitten eines Regens aus untergehenden Sternen. Über mir das klare Nichts. Es leuchtet. Und trotzdem ist es so klar und dunkel wie das nie zuvor Gesehene. Wie das nie zuvor Gespürte. Doch es leuchtete. Wie alles, leuchtet auch das Nichts.
Denn, am Ende leuchten wir doch alle.

Autorin / Autor: Lara Gebert