Der (fehlende) Funke

Einsendung von Anna, 14 Jahre

Nein! Nein, das wollte ich doch nicht! Wohin soll ich jetzt? Ich habe alles zerstört! Mit diesen Gedanken stolpere ich die nasse Straße entlang, bis ich eine Bank finde.
Als ich mich auf diese fallen lasse, stoße ich einen Schwall von Flüchen aus, auf die der Junge stolz gewesen wäre. Doch er hat meine Tirade nicht gehört.
Wird selbst nie wieder Schimpfwörter aussprechen, die die Eltern zur Weißglut bringen können.
Sie sagten immer: „Nimm dir mal ein Beispiel an deiner Schwester. Sie baut nicht jede Woche Mist und mit ihren Lehrern müssen wir uns auch nicht rumschlagen.“ Tja, Ironie des Schicksals würde ich jetzt mal behaupten.
Die Eltern können jetzt ruhig wütend auf mich sein. Doch sie werden mir nicht den Kopf waschen. Meine Familie liegt im Haus, in welches ich nie wieder zurück kann. Ich blicke auf die leere Straße und frage mich: Wohin?
Hier kann ich unmöglich schlafen. Im Rücken brennt immer noch die Glut und sie wird näher kommen.
Vor 5 Jahren wäre so etwas nie passiert.
Vor 5 Jahren wäre noch keine verdammte Zigarette zum Verursacher einer Naturkatastrophe geworden.
Vor 5 Jahren, ach vor 3 Monaten, wäre ich nie auch nur im Traum auf die Idee gekommen, eine Zigarette in die Hand zu nehmen.
Doch ich bin keine 11 mehr und die Natur ist nicht mehr so wie früher. Viel wärmer und trockener.
Das wollte ich doch nicht!
Betrübt blicke ich auf die leere Straße vor mir. Nein:
Ich blicke die ganze Zeit auf eine leere Stadt!
Es regt sich kein einziger Funke Licht in den umherstehenden Häusern. Kein einziger Funke Leben.
Ich könnte mich einfach in eins dieser Häuser legen. Ich könnte mir einfach die nächstbeste Brücke suchen. Ich könnte einfach hier bleiben.
Doch ICH kann noch weg. Meine Eltern… Schluckend verbiete ich mir diesen Gedanken.
In diesem Moment macht sich ein Gefühl in mir breit, welches sich merkwürdig anfühlt.
So als würde etwas in mir zerbrechen. So als würde ich kaputt gehen.
Stirnrunzelnd schaue ich an mir herunter. Keine sichtbaren Verletzungen. Wieder zucke ich zusammen, als ich begreife.
Niemand würde verstehen, was das gerade ist.
Ich kann nichts sagen. Ich kann nichts machen. NICHTS!
Mir laufen nur leise Tränen die Wangen hinunter. Leise bahnen sie sich einen Weg über mein rußverdecktes Gesicht und hinterlassen saubere Stellen. Heile Stellen. Doch darf ich das haben?
Für mich gibt es keine heile Welt mehr, nur noch eine brennende.

Autorin / Autor: Anna