Wir alle tragen Verantwortung

Einsendung von Annalena Kluge, 14 Jahre

Es tut so sehr weh, zu sehen, was unsere Taten anrichten. So sehr, dass wir lieber wegschauen. Wir schauen lieber weg, anstatt etwas zu unternehmen. Wir ignorieren wissenschaftliche Fakten. Wir ignorieren Tatsachen, die aus Millionen von Mündern herausgeschrien werden. Wir ignorieren alles, das nicht in unser Weltbild passt. In unser verdammtes Weltbild, von weißen, konsumfreudigen Cis-Menschen, die sich keine schlimmere Bestrafung vorstellen können, als einen fleischfreien Tag in der Woche.
Die Klimakrise ist da! Ob ihr es wollt oder nicht. Sie ist da, bedroht Millionen von Existenzen, aber wir finden das tolle billige T-Shirt ja so ästhetisch ansprechend, dass wir es unbedingt brauchen. Abgesehen vom klimatischen Standpunkt, welcher besagt, dass die Textilherstellung, eine der größten Klimasünder überhaupt ist, unterstützen wir damit auch soziale Ungerechtigkeit.
Und das ist das Problem!
Für uns reiche Industrieländer wird der Klimawandel auch Folgen haben. Und ohne Frage- sie werden schlimm sein. Aber wir haben sie verdient. Wer sie aber nicht verdient hat, sind Entwicklungsländer, die seit Jahrhunderten von uns ausgebeutet werden.
Wer sie nicht verdient hat, sind die Tiere, die wir seit Jahrtausenden versklaven, ermorden und dann genüsslich verspeisen.
Aber wir, die den Klimawandel überhaupt erst verursacht haben? Wir haben es so, so sehr verdient.

Aber es soll hier nicht um Schuldzuweisungen gehen. Es soll darum gehen, dass wir Verantwortung übernehmen sollen. Verantwortung für unsere Taten, welche uns erst in diese missliche Lage gebracht haben. Die Klimakrise bedroht uns alle. Wir alle werden bedroht, nur einige mehr und andere weniger. Schätzungsweise wird es in den nächsten dreißig Jahren 200 Millionen Klimaflüchtige geben. Und welche Überraschung, sie werden voraussichtlich nicht aus dem globalen Norden stammen. Wir- der globale Norden, wir werden uns in sinnlose Konflikte um die letzten Wasser- und Nahrungsreserven verwickeln. WIR werden verantwortlich sein, für das 6. Massensterben, welchem wir hoffentlich selbst zum Opfer fallen werden. Warum wir auch aussterben werden? Weil wir uns so verhalten, als ob das in weiter Ferne liegen wird. Spoiler alert: Nein, tut es nicht. Wir haben versagt. Auch wenn wir von heute auf morgen keinerlei Emissionen mehr ausstoßen würden, unser Planet geht trotzdem den Bach runter. Aber man soll ja nicht alles so negativ sehen, das habt ihr voll und ganz recht; Sprichwort „Good vibes only“.
Ich will ehrlich sein. Ihr Entscheidungsträger habt uns hintergangen, ihr sagt zu uns, dass ihr alles in eurer Macht stehende tun werdet, um dem Klimawandel Einhalt zu gebieten. Das tut ihr aber nicht. Ihr fällt weiterhin Bäume für eine weitere verdammte Autobahn. Ihr tut nichts gegen fossile Brennstoffe, aber erwartet von uns, dass wir beruhigt nach Hause gehen, wenn ihr uns erzählt, dass ihr einmal im Monat vegetarisch esst. Nein, verdammt. Die Klimakrise ist da! Vegetarisch essen allein genügt NICHT.
Es steht der Welt eine Katastrophe bevor!
Ich will euch fragen, wie ihr es wagen könnt, so rücksichtslos zu sein? Wie zur Hölle könnt ihr es wagen, eine Krise zu ignorieren, welche unsere Existenz bedroht? Und das, was mich am wütendsten macht: IHR TUT NICHTS. Ihr tut absolut NICHTS, um die Krise abzuwenden. Man könnte beinahe meinen, ihr wüsstet nichts davon. Ihr habt versagt, tut aber so, als ob ihr Superhelden seid. Ich kann euch so viel aufzählen, was ihr tun müsst. Aber da ich weiß, dass ihr es nicht schaffen werdet, den Klimawandel aufzuhalten, kann ich euch sagen: Wir werden euch Euer Versagen nie verzeihen!
Und ja, Versagen ist menschlich. Der Klimawandel wird aber auch von Menschen verursacht. Ich will keiner zukünftigen Generation erklären müssen, dass wir es nicht geschafft haben, ihnen eine Zukunft zu garantieren. Aber ich werde genau das tun müssen. Vermutlich werde ich mich irgendwann für Eurer Versagen rechtfertigen und entschuldigen müssen. Das will ich nicht. Ich will nicht, dass unser Planet den Bach runtergeht. Ich will nicht sehen müssen, wie einer nach dem anderen meiner Freunde die Hoffnung auf eine lebenswerte Zukunft aufgibt. Ich will nicht, dass unsere- von uns als „Höhepunkt der Schöpfung“ bezeichnete menschliche Art- den Planeten zerstört.
Wir sind eine Menschheit, die auf einem kleinen blauen Planeten lebt, der sich mitten in einem unglaublich komplexen Universum befindet. Auf einem Planeten, der wegen euch den Bach runter geht. Und ja, auch wir sind nicht unschuldig, das gebe ich offen zu.
Der Klimaschutz ist kein Label, das man sich einfach so aufstecken kann. Nein, Klimaschutz verlangt Taten. Klimaschutz verlangt, dass man Prioritäten setzt. Prioritäten die sich für alle zum Vorteil auswirken würden. Prioritäten die Maßnahmen fordern. Maßnahmen, die das verdammte kapitalistische System beenden und ein internationales Miteinander fördern. Maßnahmen, die uns endlich wieder Hoffnung auf eine Zukunft geben. Denn solange eure Versprechen leer sind, und ihr das Gegenteil von dem behauptet, was ihr tut- solange werden wir euch auf die Nerven gehen. Und wenn es nichts bringt, dann haben wir alle Pech gehabt. Aber wir werden euch nicht mit solchen Verbrechen davonkommen lassen. Wir werden es nicht zulassen, dass ihr irgendwann auf euer Leben zurückschauen könnt und stolz auf euch seid. Wir werden euch euer Versagen vorhalten, bis ihr es einseht und endlich Maßnahmen ergreift!

Autorin / Autor: Annalena Kluge, 14 Jahre