Endstation Oldenburg

Beitrag zum Schreibwettbewerb Morgengrün von Maria Sch., 20 Jahre

Schmerzen. Nichts als Schmerzen. Warum hilft denn mir keiner?! Ich trage seit Monaten schon diese Schmerzen und niemand hört auf meine Schreie. Oh Nein. Es fängt an. Es geht so schnell. Ich glaube ich werde … (es wird alles um sie herum kurz schwarz). Ich kann mich gar nicht mehr an alles erinnern. Das nächste an was ich mich erinnern kann, waren die unendlichen Schmerzen und die Schreie von draußen. Alles was ich hörte, war wie jemand ruft:“ Er ist endlich da!“. Er… Es ist ein Junge geworden. Ich habe einen Jungen geboren. Er ist so wunderschön. Ich sehe ihn an und kann mein Glück gar nicht in Worte fassen. Doch Moment… Was tun die da? Sie wollen mir nicht ernsthaft meinen Jungen wegnehmen. Nein, das könnt ihr nicht. Hilfe! So helft mir doch. Doch keiner kommt. Ich kann mich noch nicht bewegen, die Schmerzen sind noch zu groß. Bitte! So bitte, gibt mir meinen Jungen wieder…
Einige Zeit später…
Wieder ein neuer Tag. Und wieder ein neuer Tag um in die Arbeit zu gehen. Meine neue Arbeit ist so frustrierend geht über den ganzen Tag und tut mir bei allem Leibe weh. Es sind bereits 2 Monate seitdem ich meinen Jungen geboren habe und habe ihn seitdem her nicht mehr gesehen. Mein Herz… Mein armes schwaches Herz. Warum haben die mir nur meinen Jungen weggenommen? Ich verstehe die Welt nicht mehr. Ich bin doch schließlich seine Mutter. Ich. Ich ganz allein. Ich….
Morgens werde ich aufgeweckt und zu meiner Arbeit gebracht, aber alles dreht sich nur in meinem Kopf, wie es meinem Jungen wohl geht? Wird er wenigstens gut behandelt? Gibt man ihm genügend zu essen? Ich will meinen Jungen sehen. Doch keiner erlaubt es mir. Wieso nur? Ist das nicht mein gutes Recht? Doch auf mein Jammern hört ja keiner, oder wenn dann ignoriert man mich. Hier werde ich wie ein Sklave behandelt. Ich habe immer Mühe, mit der Arbeit weiterzumachen. Doch was soll ich machen… Ich muss mein Leben, so traurig es auch aussieht, einfach so hinnehmen. Das Leben was sich andere für mich vorstellen. Das Leben wo andere mein Leben kontrollieren und bestimmen und ich habe keine Chance gegen die zu halten. Am liebsten würde ich… Nein daran darf ich nicht wieder denken. Nicht noch einmal diese endgültige Entscheidung…
Ich glaube, ich bekomme schon wieder eine Depressionsphase. Ich habe Angst, dass die mir wieder weh tun. Aber wer hat das alles verursacht? Die! Nur die! Ich würde am liebsten hier ausbrechen und fortlaufen. Dorthin wo die Freiheit beginnt. Das was einem jedem zusteht. Wo man frei rumlaufen kann und dir keiner die Befehle gibt. Was wäre das denn nur für ein wundervoller Traum. Doch leider nur ein Traum…
Draußen aus der Melkanlage hört man nur noch einen Landwirt „Na komm schon du blödes Vieh, beweg deinen Arsch, geh schon zu der Melkmaschine“…
Das Leben hier in den Ställen ist furchtbar, aber das sehen ja die Menschen anders. Sie glauben wir haben alles was wir zum Leben brauchen, aber so will keiner leben. Ich hoffe nur von Tag zu Tag das mich meine Erlösung kommen holt und sich noch alles zum Guten wendet. Aufgrund meiner Phasen in der ich die Depressionen hatte wurde meine Milch immer zäher und strenger. Sie haben gesagt sie haben andere Pläne für mich. Doch welche genau weiß ich nicht. Ich sah nur noch von draußen einen Lastwagen auf dem stand „Schlachthof Oldenburg“ was genau das ist, weiß ich nicht. Vielleicht ist das meine Erlösung…

(Schlachthof Oldenburg hat mit den Tieren in den vergangenen Wochen Tierquälerei ausgeübt)

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Autorin / Autor: Maria Sch., 20 Jahre