You are them

Beitrag zum Schreibwettbewerb Morgengrün von Ruhrtalent Dogukan Kocaoglu, 18 Jahre

Vor dem Bundestag stehe ich und mache mir unendliche Gedanken zu den Menschen, die uns in der Welt vertreten wollen. Moral und Liebe sowie Gemeinschaft sollten doch in diesem Haus ein besonderes und wichtiges Thema sein. Wertvorstellungen oder Tugenden der Gesellschaft müssen vertreten werden, doch leider geht es nur um die Wirtschaft. Menschen wollen lediglich einen temporären Wohlstand leben und viel verdienen, dabei riskieren sie vieles. Und nur deswegen, weil sie ausschließlich in die Gegenwart schauen. Die Perspektive ist falsch ausgerichtet, denn sie umfasst nicht das Spektrum der gesamten Organismen im Kosmos.  Doch ich… ich will Wohlstand für alle Menschen und Lebewesen. Was bringt uns jetzt ein Wohlstand, wenn wir wissen, dass sich im Laufe der nächsten 20 Jahre die Lebenssituation auf dieser Welt verschlechtern wird? Wir steuern auf eine Welt zu, die von den Menschen zweckentfremdet wurde. Die Erde wird schlicht und ergreifend für wirtschaftliche Zwecke, Ruhmsucht und Machtgier missbraucht.

Ich steige die Treppen vor der Eingangstür des Bundestags hinauf. Ein Schild, das vor der Eingangstür befestigt ist, bringt mich zum Stillstand. „You are them“ lese ich und bleibe weiterhin stehen. Ich lese diesen Satz nochmal und nochmal, bis ich es geschätzt 30-mal gelesen habe. Stille herrscht in meinem Kopf und plötzlich sehe ich ein helles Licht erscheinen. Es ändert seine Farbe von weiß zu grell gelb und von gelb zu dunkel schwarz. Es scheint sich nicht mehr zu ändern, sodass nur dunkles schwarzes Licht aus der Eingangstür des Bundestags scheint. Eine innere Stimme sagt mir, dass ich hinein gehen solle, doch ich kann kaum laufen vor Angst. Ich schau mich um und sehe nichts außer schwarz. Mein Gefühl sagt, dass ich nicht da rein soll, doch die Stimme hypnotisiert mich, sodass mein Wille sich nicht gegen die Hypnose der Stimme widersetzen kann. Ich gehe Schritt für Schritt vor, bis ich den letzten Schritt ins Leere mache. Alles fängt an zu rascheln und zu zischen. Himmelskörper, Kometen und Sterne fliegen neben mir und durch mich hin weg. Es wird immer schneller und schneller und plötzlich ist alles viel langsamer. Mein Herz pocht vor Aufregung und mein Blutdruck ist in die Höhe geknallt. Langsam ist noch untertrieben, denn es ist viel langsamer, als es langsam ist. Es ist nicht so gut beschreibbar, denn es scheint als wäre ich in einem Raum, wo Zeit und Materie keine Relevanz haben. Und plötzlich, spüre ich nichts mehr.

„Biip, biiiip, biiiip“. „Buuuup, Biiiip“ .
„Ah, Wer ist da ?“ Ich öffne meine Augen und sehe nichts, da ich verschwommen sehe. Ich reibe meine Hand an die Augen und versuche etwas zu sehen. Währenddessen stupst mich irgendjemand an. „ Auaaa, wer ist das ?“
„Biiip,buup,biiip, Ich bin 268 folgen Sie mir bitte!“
„Was? Wohin?! Wer bist du? Wo bin ich?“
„biip, buuup, biiip, Folgen Sie mir!“
Ich stehe auf und schaue mir die Umgebung an. Ich sehe niemanden außer Schrott und die kleine Maschine vor mir. Es blinkt gelb und rot und macht komische Töne. Vorne hat es eine gelb-schwarz gestreifte Schaufel.
„Biip, buuup, biiip, Folgen Sie mir!“
„Wie… wohin? Kannst du mir sagen wo ich bin?“ Ich bekomme keine Antwort und kniee mich zur Maschine hin. Ich lege meine Hand auf das Metallgerüst von ihm und streiche den Staub von seiner Rüstung weg. `Doo´ steht auf seinem Metallgerüst und ich versuche mit ihm zu sprechen.

„Hey Doo, sag mal, wo sind wir hier?“. Er antwortet nicht auf meine Frage und wiederholt sich ständig, dass ich ihm folgen soll. Er fährt los, und ich habe mich irgendwie dazu entschieden mit zu gehen, obwohl ich nicht weiß, was mich erwarten wird. Wir gehen an einem sehr großen Haufen vorbei. Dort liegen viele Gummireifen und Kabel, als würde man sie bewusst dahin gelegt haben. Ich bemerke, dass ich immer schlechter atmen kann und die Luft mir zu trocken schmeckt. Wir laufen gemeinsam einen Berg hoch und ich sehe wie die kleine Maschine anfängt Plastiktüten und Verpackungen aufzusammeln und sie in die hintere Kammer seines Gerüstes schwängt. „Knirtsch, knack“. Ich sehe nur noch, wie ein Müllhaufen zu einem Würfel gepresst wird. Das kleine Ding bringt mich weiter hinauf. Und dann bleibt es stehen. Ich schaue nach oben und mir verspannt sich der ganze Rücken. Kalt und warm wird es mir. Gänsehaut auf der ganzen Körperoberfläche. Ich spüre wie ich ganz rot werde und mir die Tränen kommen. Ich stehe still und einmal durchatmen muss ich. Kaum habe ich nach vorne geguckt, schon drehe ich mich um. Mir wird schwindelig und ich setze mich auf die Bank, die neben uns steht. Die kleine Maschine fängt an laute Geräusche zu machen und ich schaue ihn an. Plötzlich erscheint ein Hologramm, das eine alienartige Gestalt zeigt. Es schaut mich an und hebt seine Hand in Richtung des Gebietes unterhalb des Bergs.

„Sei gegrüßt Erdling! Ich bin Hanchuu und bin Vorsitzender der Aufräum- und Beseitigungsorganisation WILEK. Wie du sehen kannst, ist die Welt, auf der du jetzt stehst, komplett zerstört worden. Sogenannte Menschen, die sich für etwas Spezielles hielten, zerstörten diese schöne Gegend. Sie beschmutzten alles, was wir ihnen gaben. Sie beschmutzten die reine und frische Luft, die wir ihnen gaben. Sie beschmutzten und vergifteten den Boden. Du siehst wie viel noch vorhanden ist. Hier war mal alles grün. Die Mutter Natur wurde wegen euch getötet. Mutter Natur gab euch einst das Leben und ihr habt mit eurem Leben, das Leben von euch und all anderen unschuldigen Lebewesen genommen. Vergiftet sind eure Taten. So giftig, dass wenn sie was berühren alles Erdenkliche zerfällt. Du siehst keinen einzigen Baum, der für die Zwecke eurer gescheiterten Bildung diente. Keine reine Wolke und kein reines Wasser. Alles ist Geschichte! Und nun? Wir müssen euer Hinterlegtes beseitigen und machen sie bereit für die nächsten Erdlinge. Wir geben ihnen kein Wasser, keine Luft und keine Natur. Mal sehen, ob sie die Welt beschmutzen. Das alles hier ist auch deine Schuld, du bist wie sie, sonst wäre es nicht so weit gekommen.“

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