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Beitrag zum Schreibwettbewerb Morgengrün von Solveig Brandt, 13 Jahre

Liebes Tagebuch,
Ich möchte mich erst einmal vorstellen: Ich heiße Stacy und bin im Jahr 2176 geboren. Ich arbeite nicht, für uns Roboter ist es nicht üblich, nicht zu arbeiten, aber es gibt uns im Überschuss.
Wir leben alle auf so engem Raum, dass man jeden einzelnen Draht sieht. Diese elektronischen Tagebücher wurden ausgeteilt, um etwas für die nachfolgenden Generationen zu hinterlassen.
Also fangen wir mit den Formalitäten an: Menschen gibt es schon lange nicht mehr, diese sind um 2200 ausgestorben. Kurz bevor sie ausstarben, wurden immer mehr schädliche Stoffe in der Luft und im Boden nachgewiesen. Ich will nicht angeben, aber wir Roboter sind so robust, dass wir überlebt haben.
Wir sind alle über spezielle Programme miteinander vernetzt. Die Erde ist heutzutage so trist, wir haben Aufnahmen von ihr von vor über 150 Jahren gefunden. Damals gab es noch Pflanzen, Blumen und Sträucher und sogar Tiere.
Leider habe ich erfahren, dass sie von den Menschen gequält wurden und somit ausstarben. Nun da ich euch alles Wichtige erzählt habe, kann ich auch erzählen, wie es hier so ist. Wie schon gesagt, wir haben nicht viel Platz, aber wir treffen uns in Online-Chatrooms. Vor allem die, die nicht arbeiten so wie wir.

Vorgestern  habe ich zum Beispiel über drei Stunden lang mit Matt und Luke gechattet. Männliche und weibliche Roboter unterscheiden sich vom Äußerlichen nicht sichtbar. Die Unterschiede liegen in der Produktionsweise und der Verarbeitung, so haben Männer beispielsweise eine Extrafunktion mit der es ihnen möglich ist, neue Roboter zu programmieren.
Ich weiß, dass für diese Sache bei Menschen die Frauen zuständig waren. Luke und ich wurden beide in der selben Firma hergestellt und Matt haben wir beim Transport zum ersten Mal getroffen. In diesen Chatrooms reden wir eigentlich über alles, unsere Diskussionen finde ich am witzigsten, da wir alle über unendliches Wissen verfügen. Unsere Gemeinsamkeiten bringen uns zusammen. Ihr müsst wissen, dass nicht jeder Roboter gleich ist, es kommt immer auf die Programmierung an.
Heute wollen wir uns schon wieder treffen. Mal sehen ob ich dieses Tagebuch weiterführe. Die Mindestanzahl an Wörtern habe ich hinter mir, aber es fängt an,  mir Spaß zu machen.

Es sind einige Tage vergangen, in letzter Zeit gab es viel zu erledigen. Matt soll erneuert werden, das heißt, dass er auch neu programmiert wird. Er kann alle seine Interessen verlieren.
Vielleicht erkennt er uns nicht mal mehr wieder. Für Luke und mich ist es, als würde die Welt zusammenbrechen, für Matt ist es aber mindestens genauso schlimm.Wir haben uns geschworen, dass wir uns in den letzten Tagen die Welt gemeinsam ansehen. Ich meine, hier gibt es nicht viel zu sehen, aber wir finden, dass er dies verdient hat.

Es sind wieder einige Tage vergangen, falls ihr Euch fragt, wie Roboter sich bewegen können: Wir sehen eigentlich genauso aus wie Menschen, das heißt, dass wir auch zwei Beine haben und wir fahren auch mit Autos. Gestern sind wir stundenlang einfach herumgefahren, es war auf eine seltsame Weise schön: Alles ist grau und dunkel. Die Erde ist flach. Nur alle paar Meter stehen verdorrte Sträucher.

Heute wird Matt neu programmiert. Wir hoffen, dass alles gut geht. Deswegen muss ich jetzt los, bis bald liebes Tagebuch.

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Autorin / Autor: Solveig Brandt, 13 Jahre