Sehr geehrte Menschheit

Beitrag zum Schreibwettbewerb Morgengrün von Mina, 13 Jahre

Sehr geehrte Menschheit,

obwohl, eigentlich sollte ich lieber sagen, sehr zu verachtende Menschheit. Aber wir wollen hier ja nicht unverschämt werden. Ich könnte Sie beschimpfen und Ihnen die schlimmsten Beleidigungen an den Kopf werfen, aber so kommen wir nicht weiter. Ich möchte Sie nämlich von etwas überzeugen und ich weiß, dass man das bei Ihnen nur durch harte Fakten und mit guten Gründen schafft. Auch wenn diese mittlerweile offensichtlich sein sollten. Worum geht es überhaupt, fragen Sie sich vielleicht oder wollen wissen, wer Sie hier gleich zutexten wird (oder es schon getan hat).
Nun ich will mich Ihnen vorstellen. Mein Name ist Elouise. Unserer Gattung haben sie den Namen Eisbären gegeben, worüber ich mich auch keineswegs beschweren will. Ich bin also eine Eisbärin namens Elouise und möchte Sie davon überzeugen, sofort mit Ihrer ignoranten Umweltverschmutzung aufzuhören und umgehend Maßnahmen zu ergreifen, um den Klimawandel mit wirksamen Mitteln zu stoppen. Denn Sie sind die Einzigen, die dazu in der Lage sind und noch ist es nicht zu spät! Wenn Sie jedoch weiterhin nur rumsitzen, die Augen vor der Wirklichkeit verschließen, lieber auf ihr Geld achten und endlos Reden halten, statt etwas zu unternehmen, sehe auch ich keine Hoffnung mehr. Mir reicht es nämlich, es reicht mir endgültig. Denken Sie eigentlich jemals nach, bevor Sie handeln? Die Meisten von Ihnen anscheinend nicht, denn sonst wäre es nie so weit gekommen. Wie es im Moment aussieht, komme ich sogar zu dem Schluss, dass Sie, die Menschheit, die egoistischsten Lebewesen sind, die es auf dieser bis vor kurzem noch wunderschönen Erde gibt. Entschuldigen Sie, dass ich so beleidigend geworden bin, aber das musste ich einmal loswerden. Vielleicht ist Ihnen auch nur einfach nicht bewusst, was Sie alles auslösen. Entweder das oder Sie sind einfach nur zu faul, etwas zu unternehmen und es interessiert Sie nicht, was bald kommen wird. Das sollte es aber! Denn nun will ich Ihnen ein paar der oben versprochenen Gründe für die
Dringlichkeit dieser Probleme nennen. Und ich sage Ihnen, selbst wenn ich es in diesem, sowieso schon zu lang geratenen Brief nicht schaffe, alle Fakten und Gründe zu erläutern, gibt es mehr als genug. Denn nicht nur mein Lebensraum leidet unter der Menschheit, sondern nahezu der aller Tiere und Pflanzen! Als erstes möchte ich Sie darauf aufmerksam machen, wie sehr Sie unsere Luft mit Ihren unzähligen Autos, Fabriken und der steigenden Landwirtschaft, aufgrund Ihres stetig zunehmenden Fleischkonsums verschmutzen und somit zur Erwärmung des Klimas beitragen. Es ist doch nun wirklich nicht so schwer , das Auto einmal mehr stehen zu lassen oder auf Strom aus umweltfreundlichen Quellen umzusteigen.
Wahrscheinlich spürt man bei Ihnen den Unterschied im Vergleich zu den letzten Jahrzehnten nicht wirklich, aber hier bei uns am Nordpol schmilzt Jahr für Jahr mehr von der einst gigantischen Eisfläche, die unsere Arktis ausmacht. Im letzten Jahr habe ich nur knapp überlebt, weil es aufgrund des schwindenden Lebensraumes auch weniger Robben, Fische und andere Tiere gibt, die ich jagen kann. Es brach eine Eisdecke unter uns ein und fast wäre ich wegen meines geschwächten Zustandes ertrunken. Meine zwei Jungen haben es nicht geschafft. Ich war machtlos, konnte nichts tun, um sie zu retten. Wissen Sie, wie es ist, komplett verzweifelt zu sein? Wissen Sie, wie es ist, seine eigenen Kinder ertrinken zu sehen? Wissen Sie, wie es ist, wenn man nicht nur seinen Lebensraum, seine Nahrungsquelle, sondern auch noch seine Familie verliert? Wenn es so weitergeht, dann wird sich auch bald in Ihren Augen die Verzweiflung spiegeln. Das Eis wird so lange schmelzen bis es keinen Nordpol mehr gibt und das ganze Wasser wird sämtliche Inseln und am Wasser liegende Länder überfluten. Ich will nicht barbarisch klingen, aber manchmal wünschte ich, ich könnte Ihre Gesichter sehen, wenn Ihre Dörfer und Städte überschwemmt werden. Wenn Ihre Kinder in den Wassermassen ertrinken. Wenn Sie Ihr Zuhause verlieren. Jedoch fürchte ich, dann schon lange tot zu sein. Verhungert oder ertrunken, so wie meine beiden Kleinen. Bevor ich diesen Brief, aufgrund seiner Länge und Ihrer schwindenden Aufmerksamkeit, beenden muss, möchte ich Sie noch auf Ihre absolut unverständlich hohe Plastikmüllproduktion hinweisen. Wenn Sie schon so viel von diesem Zeug verbrauchen müssen, dann entsorgen Sie es gefälligst nicht in unserem schönen Ozean! Verzeihen Sie bitte meine Wortwahl, aber es gibt doch absolut keinen Grund, weshalb Sie Ihren Abfall ins Meer kippen sollten und weshalb er sich über den halben Globus verteilt und sogar hier am Nordpol landet. Dadurch sterben unzählige Fische, Seevögel und Robben. Sie fressen versehentlich das Plastik oder verfangen sich in ihm und gehen jämmerlich zu Grunde. Und wenn Sie am Ende einen durch Plastik vergifteten Fisch essen, ist Ihnen doch auch nicht geholfen. Ich kann mir nicht vorstellen, warum Sie das wollten. Also stoppen Sie dies, indem Sie weniger Plastik verbrauchen! Ich verstehe bis heute nicht , warum Sie all ihre Lebensmittel und Produkte in dieses Zeug einschweißen müssen, anstatt sie simpel in recycelbares Papier oder wiederverwendbare Beutel zu packen. Wie gesagt, könnte ich Ihnen stundenlang darüber erzählen, wie sie diese Umweltverschmutzung und somit auch den Klimawandel verhindern könnten oder zumindestens einen Schritt in die richtige Richtung gehen. Jeder von Ihnen kann etwas bewirken! Ich hoffe ich konnte Ihnen das Thema etwas näher bringen und Sie ernsthaft zum Nachdenken animieren. Aber eigentlich glaube ich, dass sie dies alles insgeheim schon wussten.

Mit freundlichen Grüßen,
Ihre Elouise Eisbär

Mehr Infos zum Schreibwettbewerb

Autorin / Autor: Mina, 13 Jahre