Damdadadam

Beitrag zum Schreibwettbewerb Morgengrün von Lumiah, 15 Jahre

Ich weiß nicht, wo ich bin. Fahren schon viel zu lange, bin eingeschlafen. Ein leises Brummen. Die Luft über der Straße flimmert vor Hitze. Häuser ziehen vorbei. Immer mehr, immer schneller. Das Auto vor uns hat einen dieser lustigen Aufkleber. Ich hasse sie.
Weiß nicht genau, was auf mich zukommt. Auf uns. Panik. Ich will raus, lasse das Fenster herunter und gucke hinab. Sehe nur, wie die Straße unter meinen Füßen weggerissen wird. Wir können nicht anhalten. Weiß, rausspringen wäre viel zu gefährlich. Ich schließe das Fenster, dann auch meine Augen und warte.
Nichts ist passiert. Die Wand, auf die wir zugerast sind, scheint uns nicht aufgehalten zu haben. Das Auto wird langsamer. Ich schaue raus, wie immer. Es ist so bunt und wundervoll. Idyllisch. Die Häuser, die Menschen. Wirken so glücklich. Ein Kind mit einem Hund. Spielend, strahlend. Ich muss unwillkürlich lächeln. Es erinnert mich an mich. Damals. Mein naives Ich amüsiert mich. Als ob es je besser gewesen wäre. Das war es nicht, ich war nur blind. Wollte schon immer die Welt verstehen. Heute wünsche ich, ich täte es nicht. Mein Lächeln verblasst. 
                                                                                                                                                                               
Das Kind ist hingefallen und der Hund leckt ihm übers Gesicht. Lächle wieder, doch sie dreht meine Musik leiser. Ist fast nicht mehr zu hören. Was fällt ihr ein? Plötzlich wird alles grau. Grau und Schwarz. Sie drückt auf die Bremse und wird langsamer, immer langsamer. Bleibt fast stehen.
Und fängt an zu reden. Ich weiß nicht, was. Sehe nur, wie sich ihre Lippen bewegen. Langsam, fast in Zeitlupe. Sie scheint tatsächlich zu glauben, was sie sagt sei wichtig. Das ist es nicht. Das ist es niemals. Sie redet, ich nicke. Einmal, zweimal. Alles schon okay. Suche meine Kopfhörer. Sie beschützen mich vor der Welt und den Menschen, die in ihr leben. Viel zu viel Zeug bedeckt sie. Zerknülltes Papier, verworfene Ideen. Ein angebissener Schokoriegel. Ekelig. Ich kann´s echt nicht mehr sehen. Ich schiebe es alles zur Seite. Alles. Nur für einen Augenblick. Oder eine Ewigkeit, weiß nicht genau.
Sie meckert. Schon wieder. Ich sei unaufmerksam, sagt sie. Ich solle hinhören, sagt sie. Merkt sie´s nicht? Ich höre hin, nur nicht zu. Weiß nicht genau, was passiert, wenn ich es mache. Ist auch egal. Alles schon okay. Versuche es zu ignorieren. Klappt leider nicht. Sag ich jetzt was dazu? Sie sagt noch irgendetwas. Kann sie´s nicht gut sein lassen? Nur dieses eine Mal?
Ich rolle mit den Augen. Wieder Gemecker. Seid doch alle leise. Bitte. Nur dieses eine Mal.
Ich setze meine Kopfhörer auf und die Welt verstummt.

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