Die Natur vergisst nichts!

Beitrag zum Schreibwettbewerb Morgengrün von S.M.S., 14 Jahre

Wütend und angespannt starrte Herr Peters auf seine teure Uhr, die er sich erst letztens wieder gegönnt hatte. Zwei Tage waren vergangen, 48 Stunden, und noch nichts war fertig! Eigentlich sollten sie langsam anfangen, das Holzkohlekraftwerk zu bauen, aber da die Abholzung des Waldes noch nicht mal zur Hälfte fertig war, würde das noch eine Weile dauern. „Kris!? Was dauert hier so lange??“, mit lauter Stimme sah er zu dem kräftig gebauten Mann, der im Zelt sein Sandwich bearbeitete. „Wir hatten ein paar Verzögerungen… Frank hat es letztens heftig erwischt. Der liegt jetzt im Krankenhaus wegen Gehirnerschütterung!“, achselzuckend blickte dieser seinen Chef an. Herr Peters wusste, dass sein bester Mitarbeiter nichts dafür konnte. Trotzdem musste er seine angestaute Wut an irgendwem auslassen.
„Nicht auch noch der! Ich sage es noch einmal: Bringt das in Ordnung und fällt endlich diesen verdammten Wald oder ich kürze euch das Gehalt!“, mit diesen Worten drehte er sich um und fuhr nur wenige Minuten später in seinem teuren Sportwagen davon.

In der folgenden Nacht bekam Herr Peters einen seltsamen Traum. Er stand mitten auf einer kleinen Wiese. Auf der Lichtung, die bis jetzt noch von Wald umgeben war. Um ihn herum seine Mitarbeiter. Alle arbeiteten fröhlich und munter, bis der Boden anfing heftig zu beben. Die Bäume stürzten einer nach dem anderen auf die Mitarbeiter nieder. Nach nur wenigen hatte sich aus dem Blut der Leichen eine riesige rot-schwarze Pfütze gebildet. Starr vor Schreck blickte sich Herr Peters um. Er war nicht getroffen. Er hatte überlebt. Was sollte das bedeuten und warum geschah das alles in dem Wald, den er fällen sollte? Als er dachte, dass es nicht noch gruseliger werden konnte, bildete sich aus der riesigen Pfütze auf einmal eine große, furchteinflößende Gestalt.

„Du hast Angst. Das ist gut“, bemerkte diese und sah sie mit teuflisch roten Augen an. „Ich werde dir nichts tun, solange du mir zuhörst. Siehst du das alles?“, er ließ seinen Arm über den Wald schweifen. „Die Heimat sämtlicher Tiere wird damit zerstört werden und die Natur ist dabei nicht gnädig… Ein Mitarbeiter musste schon büßen. Wenn du nicht der nächste sein willst, blas das ganze ab! Die Natur vergisst nichts!“ Mit diesen Worten verschwand er.

Verschwitzt und verängstigt wachte Herr Peters auf. Sein Traum hatte einen bleibenden Eindruck bei ihm hinterlassen. Alles wirkte so echt… so furchteinflößend. Sah so die Zukunft seines Teams aus?             
Trotz seiner Zweifel ging Herr Peters zur Arbeit. Eine Woche lang besuchte ihn jedes Mal die Gestalt. Nach einer weiteren Woche kam einer seiner Männer bei der Rodung ums Leben.                                                                                              Das sorgte dafür, dass Herr Peters endlich einen Schlussstrich zog. Er blies alles ab, kündigte und suchte sich einen Job bei einer Hilfsorganisation des Regenwaldes. Von nun an verdiente er zwar weniger, war dafür aber zufriedener als je zuvor und würde sich nie wieder gegen die Natur einsetzen.

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