Ich? Nein danke

Beitrag von Stephanie, 16 Jahre

Das Licht der Kerze erhellte die Gesichter der beiden. Ihm wurde warm als er ihr Lachen hörte. Eine Strähne fiel ihr aus dem Zopf. Er trank einen Schluck aus seinem Weinglas während er ihr zuhörte. Dann legte er seine Hand zurück auf den Tisch. Er sah ihr in die Augen, beobachtete das Funkeln in ihnen.
Auf einmal spürte er warme Finger auf seiner Handfläche. Ihre Blicke trafen sich.
„Ich freue mich, dass du heute doch noch Zeit hattest“, sagte sie lächelnd. Ihre Finger strichen langsam über seine Haut.
Verlegen kratze er sich. „Ja“, antwortete er gedehnt, „ich konnte etwas früher gehen.“ Er vermied das Wort „durfte“. Er hatte ihr gegenüber behauptet, dass er selbstständig arbeiten würde, um sie zu beeindrucken. Sein Blick fiel auf den Roboter hinter ihr.
„Oh sieh mal, unser Essen kommt.“ Sie drehte sich um, doch da war er schon bei ihnen am Tisch. „Wie lautet noch einmal unsere Nummer?“
„1473, glaube ich.“ Sie kicherte. „Ich mag dieses Restaurant. Es ist so herrlich altmodisch.“ Er gab die Nummer ein. Sie stimmte.
„Guten Appetit“, krächzte eine Roboterstimme, als sie die Vorspeise rausnahmen. Dann rollte der Roboter weiter. Er wollte gerade nach dem Brot greifen, als sein Handy klingelte.
„Oh, entschuldige bitte“, sagte er mit einem verlegenen Lächeln. Er wollte es abdrehen, aber dann sah er, dass es sein Chef war. Erschrocken sah er auf zu seiner Verabredung. Die ließ sich nichts anmerken, sondern aß seelenruhig ihren Salat. „Ich-ich muss da mal kurz rangehen“, stotterte er. „Einen Moment, bitte.“ Er drehte sich von ihr weg, räusperte sich und hob ab. „Ja, hallo?“ Eine wütende Stimme spuckte durchs Handy. „Scheiße, Thomas, wo sind Sie?“
Erschrocken verschluckte er sich an einem Stück Brot. „Warum, was ist denn passiert?“, erwiderte er erschrocken.
„Was passiert ist?“ Sein Chef schnaubte. „Kommen Sie sofort her, wenn Sie Ihren Job behalten wollen!“ Er legte auf. Verwirrt starrte Thomas auf sein Handy. Weggehen? Jetzt? Er hatte Wochen gebraucht, um Ella zu einem Date zu überreden.
„Alles okay?“ Sie sah ihn besorgt an. „Du bist auf einmal ganz blass geworden?“                               
Er versuchte seine Angst mit einem Lächeln zu verdecken. „Hör zu, ich muss mal ganz schnell weg. Ich brauche mit meinem FAM maximal zehn Minuten bis ich wieder da bin.“ Er versuchte seinen besten Welpenblick aufzusetzen. „Könntest du bitte kurz auf mich warten?“ Thomas sah ihr Zweifeln. „Es ist ein Notfall. Ich weiß selber noch nicht genau, was los ist, aber es ist dringend.“ Er legte seine Hand auf ihre. „Bitte."
Ella nickte ergeben. „Aber beeil dich.“
Er sprang auf. „Ich bin gleich wieder da. Danke!“ Schon hastete er aus dem Restaurant zu seinem fliegenden Automobil. Er versuchte sich zu beeilen, aber auf den Straßen war viel los. Unter ihm sah er lachende Menschen, die sich in den Swimmingpools auf den Hochhausdächern abkühlten. Ihm zog der Duft von gegrillten Fleisch in die Nase.
Sein Chef wartete schon im Büro auf ihn. Mit verschränkten Armen und wütender Miene sah er ihm entgegen. „Da sind sie ja endlich!“, fauchte er. „Ist Ihnen eigentlich klar, was Sie da angerichtet haben?“
Thomas setzte eine Unschuldsmiene auf. „Was meinen Sie denn?“
„Was ich meine?“ Sein Chef trat einen Schritt zurück und deutete auf die Monitore. Fassungslos trat der junge Mann näher. Für dreißig Roboter war er verantwortlich. Dreißig Monitore hatte er acht Stunden täglich, vierzig Stunden die Woche zu überprüfen. Davon waren vier Roboter in der Gastronomie tätig, und mussten deshalb bis zu zwölf Stunden am Stück beobachtet werden.
Auf die Aufsicht dieser hatte er an diesem Abend verzichtet, um seine Verabredung wahrnehmen zu können. Das, was sich ihm jetzt bot, war haarsträubend. Der Roboter, der die Zimmer in einem Hotel sauber machte, war in das Badezimmer einer sich gerade duschenden Frau eingedrungen. Ein anderer hing an einer Teppichfalte fest. Der, der in der Küche arbeitete, hatte einfach mal den Herd abgefackelt. Und der vierte hatte sich selber auf Stand-by-Modus geschaltet und stand untätig in der Ecke rum.
„Wie konnte denn das passieren?“, fragte Thomas ungläubig. „In letzter Zeit hat die Software immer so gut funktioniert“, verteidigte er sich.
Kopfschüttelnd schob sein Chef den Bürostuhl zurück. „Ja, die Roboter haben funktioniert, weil Sie da waren!“ Er deutete auf den Arbeitsplatz. „Also bewegen Sie sich hierhin und arbeiten Sie weiter! Und dass hier so etwas nie mehr passiert!“

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Autorin / Autor: Stephanie