Zwischen Kaffeetassen und dem normalen Wahnsinn

Beitrag von Skai Shawn, 13 Jahre

Ich hetze durch die Straßen einer überfüllten Stadt. Bettler heben bittend ihre Hände, wissend, dass ich in die Oberschicht gehöre. Ich habe eine Arbeit, Geld, muss nicht auf Gehwegen und Straßen sitzen und um Geld flehen. Diesen Luxus besitzen nicht viele. Ich betrete meinen Arbeitsplatz, ein großes Bürogebäude in der Innenstadt, lasse mich an meinen Platz fallen und rufe nebenbei einem Kollegen den dringenden Wunsch nach einem Kaffee zu. Mein Computer fährt lautlos hoch. Ich lege meine Hand auf die Schaltfläche zum Entsperren und beginne zu arbeiten. Die Zeit verfliegt, nach drei Stunden stehen bereits sechs leere Kaffeetassen auf meinem Schreibtisch. Meine Finger knacken, als ich sie strecke, mein Rücken fühlt sich an wie ein Brett. Früher ist man wenigstens noch herum gelaufen um sich mit Kollegen abzusprechen, heute geschieht all das auf technischem Wege. Arbeiten können nur noch Leute mit hohem gesellschaftlichem Stand, alle anderen gelten als minderwertig und nicht zu gebrauchen. Die Welt hat sich verändert, allerdings nicht im guten Sinne. Die Reichen besitzen die Vorherrschaft, einzig allein sie dürfen entscheiden. Von der einstigen Demokratie sind nur noch Bruchstücke übrig. Es gibt immer wieder Proteste, die meisten werden aber bereits im Keim erstickt, die Verursacher hinter Gitter gebracht. Ja, wir leben wirklich in einer kaputten Welt. Aber was können schon einzelne Menschen dagegen ausrichten? Es müssten alle zusammen arbeiten und sich von dem Weltbild der guten Reichen und bösen Armen losreißen. Ich schlendere durch das Gebäude, genieße meine kleine Pause und begrüße ab und zu einen Kollegen. Mit meiner siebten Tasse Kaffee bleibe ich vor einer der großen Fensterfronten stehen und blicke hinaus. Einige Flugzeuge suchen sich ihren Weg über den Himmel, ansonsten sind nur ein paar Wolken zu sehen. Auf den Straßen eilen Mitglieder der Oberschicht geschäftig hin und her, immer von Angehörigen der Mittel- und Unterschicht beobachtet. Technisch hat sich die Welt nicht sehr verändert, auf unseren Straßen fahren sogar jetzt noch alte VW Käfer herum. Früher dachte man, es würde vielleicht fliegende Autos, Schwebegleiter und ähnliches geben, aber das wird wohl weiterhin nur Wunschdenken bleiben. Natürlich gibt es einige Verbesserungen, zum Beispiel in Hinsicht auf Smartphones, aber Dinge, die wir früher verbessern wollten, sind auch jetzt noch nicht verbessert. Elektronische Autos? Haben sich nie durchgesetzt. Weniger Abgase? Es fahren immer noch so viele Autos, wenn nicht sogar mehr. Auch die Atomkraftwerke und der damit verbundene Müll bestehen noch immer. Natürliche Ressourcen wie Erdöl werden immer knapper. Natürlich wird über alternative Mittel diskutiert, aber die Oberschicht weigert sich, Geld in Erfindungen zu investieren, die die Welt retten könnten. Für sie ist die Welt perfekt, nichts bedarf einer Änderung. Reichtum macht blind. So war es immer und so wird es immer bleiben. Die Menschen sind Gewohnheitstiere, immer auf sich selbst fokussiert. Solange es ihnen selbst gut geht, ist die Welt vollkommen in Ordnung. Behauptet jemand das Gegenteil, wird er ausgeschlossen, als inkompetent eingestuft. Unsere Welt war schon immer ein Ort voller Ungerechtigkeit, und das wird sie wohl auch bis zum Ende bleiben.

Alle Einsendungen zum Schreibwettbewerb

Autorin / Autor: Skai Shawn, 13 Jahre