Mittelaltermarkt

Beitrag von Mallkalai, 18 Jahre

Robert war ein gut gekleideter Mittefünfziger mit einem leichten Bauchansatz und schon dem ein oder anderen grauen Haar. Er stand an einer Kasse in einem Supermarkt und versucht die Einkäufe einer jungen Frau zu scannen, die anscheinend einen Großeinkauf getätigt hatte. Von Lebensmitteln über Klopapier bis hin zu einem neuen Schwamm war alles dabei. Robert schien mit der Prozedur des Scannens jedoch überfordert zu sein. Es dauerte ewig, bis er den Barcode gefunden hatte und öfters musste ihm die Frau helfen, um beispielsweise Bananen manuell einzugeben. Trotzdem lächelte er dabei und wurde schließlich auch fertig. Er bedankte sich und verließ die Kasse und dann den Supermarkt.

Draußen erwartete ihn auch schon seine Frau, sie war etwa in seinem Alter und schien sehr fröhlich zu sein: „Und was war das für ein Gebäude?“ Er antwortete: „Es war ein Supermarkt, dort haben die Leute früher Sachen eingekauft. Ich durfte an einer, ich glaube Kasse oder so stehen, wo überprüft wurde, welche Dinge die Leute mitnehmen wollten. Warum habe ich aber nicht kapiert. Wie war deine Station?“ Auf diese Frage schien die Frau nur gewartet zu haben: „Also ich war bei jemandem, der mir die Haare geschnitten hat. Dort habe ich erfahren, woher dieser Ausdruck kommt. Früher haben die Leute dazu nämlich wirklich eine Schere benutzt. Es hat sich komisch angefühlt, manchmal sogar weh getan, aber du solltest es auch mal probieren. Ist eine schöne Erfahrung.“ „Ja, das kann man wohl sagen“, antwortete der Robert, „so ein Milleniumspark ist schon was cooles. Es ist schwer sich vorzustellen, wie die Menschen damals gelebt haben, so ganz ohne die Virtuellen Realitäten und der Künstlichen Intelligenz.“ „Das stimmt, lass uns mal nach vorne gehen, dort beginnt gleich ein „Meeting“, das man sich anschauen kann. Davon soll es früher viele gegeben haben, also muss es wohl interessant gewesen sein.“ Mit diesen Worten machten sich die beiden in die Richtung der großen Bühne davon.

Abends waren sie erschöpft; leicht überfordert von diesem Tag verabschiedeten sie sich: „Was für ein Glück, dass wir diese Welt jetzt wieder verlassen können, die Menschen von früher konnten das ja nicht!“, meinte Robert. „Da hast du recht, ich freue mich schon auf mein Bett“, antwortete sie, „ dass Schlimmste war doch aber wohl, dass die das damals alles in der realen Welt machen mussten, also wirklich laufen und so.“ Mit diesen Worten nahm sie den Helm ab, den sie trug, um die bisherige Welt zu erkunden. Dann aß sie ihr Abendessen und legte sich schlafen - Essen und Schlafen waren die einzigen Dinge, die man noch im wirklichen Leben tat.

Alle Einsendungen zum Schreibwettbewerb

Autorin / Autor: Mallkalai, 18 Jahre