Der Verlust einer Freundschaft

Wie Gott hilft...

Jeder kennt das, man fühlt sich einfach nur allein. Niemand ist da, und du glaubst, auch Gott hat dich verlassen. Ich wollte es nie soweit kommen lassen, dass ich denke, Gott hätte mich verlassen. Aber es fiel mir nun in letzter Zeit wirklich schwer. Seit nun schon mehr als einem Monat schlage ich mich mit Trauer herum. Eine gute Freundschaft zerbricht, und das ohne Grund. Das Interesse der Gegenseite sank und ich stand alleine da. Ich konnte das, und vor allem ihn, nicht verstehen. Jeden Tag in der Schule oder beim Chat war er da und redete doch nicht mit mir, schaute mich nicht einmal an, und doch war er immer da und erinnerte mich an unsere Freundschaft. Ich war am Zweifeln, Selbstzweifeln, ob es an mir liegen würde. Meine Freunde konnten mir nicht helfen, sie wussten einfach nicht, wie, und ich merkte auch noch nichts von Gottes Hilfe. Einen Monat quälte ich mich. Ich lebte in einer Art Trance, meine Gedanken auf Schule zurichten viel mir denkbar schwer und brachte nicht viel, und falls ich es mal schaffen sollte, kamen doch gleich wieder (Selbst-)Vorwürfe dazwischen. Das schlimmste war, dass ich einfach nicht weinen konnte. Es ging nicht, eine innere Blockade hielt mich davon ab. Die Angst, dass ich die Hoffnung auf eine erneute Freundschaft aufgeben könnte, ließ mich standhaft sein und nicht weinen, dabei hätte es so gut getan. In Deutsch legten wir ein Zwischenthema ein: Gedichte. Dadurch fand ich einen Weg, meine Trauer rauszulassen, meine Angst in Worte zu fassen:

Ein Beispiel

Angst dich zu verlieren. Unsere Freundschaft. Fest. Einzigartig. Vertraut.

Das ist Vergangenheit.

Zukunft? Keine in Sicht.

Trauer. Hilflosigkeit. Angst dich ganz zu verlieren.

Doch so ganz konnte ich die Angst nicht verlieren. Jeden Abend betete ich und las in der Bibel, doch eine Antwort auf meine Fragen fand ich nicht und so warf ich Gott Einiges vor. Doch so ganz glauben konnte ich nicht, dass er mich verlassen haben sollte, sonst hätte ich ja nicht weiter gebetet. Nein. In meiner Trauer wollte ich mich an Schönes erinnern und las in meinem Konfirmationsalbum, und da fand ich sie, die Antwort. Einen Text, den ich schon lange kannte und den ich aber erst jetzt richtig verstehen konnte.

Der Text "Spuren im Sand"

Eines Nachts hatte ich einen Traum: Ich ging am Meer entlang mit meinem Herrn. Vor dem dunklen Nachthimmel erstrahlten, Streiflichtern gleich, Bilder aus meinem Leben. Und jedes Mal sah ich zwei Fußspuren im Sand, meine eigene und die meines Herrn.

Als das letzte Bild an meinen Augen vorübergezogen war, blickte ich zurück. Ich erschrak, als ich entdeckte, dass an vielen Stellen meines Lebensweges nur eine Spur zu sehen war. Und das waren gerade die schwersten Zeiten meines Lebens.

Besorgt fragte ich den Herrn: "Herr, als ich anfing, dir nachzufolgen, da hast du mir versprochen, auf allen Wegen bei mir zu sein. Aber jetzt entdecke ich, dass in den schwersten Zeiten meines Lebens nur eine Spur im Sand zu sehen ist. Warum hast du mich allein gelassen, als ich dich am meisten brauchte?"

Da antwortete er: "Mein liebes Kind, ich liebe dich und werde dich nie allein lassen, erst recht nicht in Nöten und Schwierigkeiten. Dort, wo du nur eine Spur gesehen hast, da habe ich dich getragen."

Langsam kann ich wieder lachen, denn ich weiß, dass ich jetzt gerade in diesem Moment von Gott getragen werde.

Autorin / Autor: lilileen - Stand: 6. April 2006