Oberstufe: und nun?

Wenn die Lehrer dich siezen, bist du in der 11. Klasse.

Die Oberstufe ist seltsam. Irgendwie ist es Schule. Und irgendwie auch nicht. Man wird gesiezt, hat keine festen KlassenkameradInnen mehr, alles läuft aufs Abi hinaus. Hier liest du die Erfahrungsberichte von drei Bremerinnen. Sie haben ihre Oberstufen-Erinnerungen auf der Jugendseite "ZOOM" des Weser Kuriers festgehalten.

Lea ist orientierungslos

Fünf Jahre betrete ich nun schon jeden Morgen diese Schule. Und trotzdem: Heute ist alles anders. Jetzt bin ich in der Oberstufe. Und finde meinen Raum nicht. Irgendwann werde ich fündig. Und gleich gibt es die erste Rüge: "Was glauben Sie eigentlich, wer Sie sind, dass Sie einfach zu spät in meinen Unterricht kommen?", höre ich vom Lehrerpult. Verwirrt drehe ich mich um, aber niemand steht hinter mir. Mit "Sie" scheine tatsächlich ich gemeint zu sein. Mit dem Gefühl, plötzlich um Jahre gealtert zu sein, setze ich mich endlich auf den einzigen freien Platz.
Der Lehrer schreibt eine kryptische Kursnummer an die Tafel. "Wenn Sie sich die nicht merken, werden Sie nicht zum Abitur zugelassen." Na dann kann ich ja eigentlich gleich wieder gehen, oder? Mit einem flauen Gefühl im Magen springe ich auf, als der Gong ertönt, und sprinte aus dem Klassenzimmer.

Helke findet: Alles wie immer!

Einsam und verlassen stehe ich auf dem Pausenhof und suche nach anderen Schülern. Fehlanzeige. Es scheint wohl niemand außer mir auf die Idee gekommen zu sein, bereits um 7.15 Uhr zur Schule zu kommen. Ich halte die Einladung der Schulleitung in meinen feuchten Händen und überprüfe zum wiederholten Mal, ob wir denn auch wirklich heute da sein sollten.
Nach einigem Suchen entdecke ich endlich ein bekanntes Gesicht - meine Sandkastenfreundin Anna, die ich vor Jahren aus den Augen verloren habe. Ich bin froh, dass ich nun nicht mehr alleine herumstehe. Wir gehen zusammen in die Pausenhalle, hören uns einige einführende Worte des Schulleiters an und bekommen unsere Stundenpläne. Der Traum der großen Freiheit in der Oberstufe zerschlägt sich schnell, als mir bewusst wird, dass ich ja immer noch Mathe habe - und das auch noch gleich am ersten Schultag. Mein neuer Lehrer fängt auch sofort damit an. Ich rutsche immer tiefer auf meinem Stuhl, bin froh, als die Stunde vorbei ist und stelle fest, dass sich so viel wohl doch nicht verändert hat: Schule bleibt auch in der elften Klasse einfach Schule.

Anna ist als Fremdenführerin unterwegs

Mir hat mal jemand gesagt, die Zeit in der Oberstufe sei die schönste im Leben. Nie wieder habe man so viel Freiheit. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf gehe ich durch das Schultor. Zwar gehe ich hier schon seit Jahren ein und aus, doch an meinem ersten Tag in der 11. Klasse kommt es mir vor, als sei es das erste Mal. Überall sind Menschen, die ich nicht kenne. Und alle sind genauso aufgeregt wie ich. Sicher kreisen ihnen ähnliche Fragen im Kopf herum: Habe ich die richtigen Fächer gewählt? Und wie sind die Lehrer? Nach der Begrüßung bekommen die "alten Hasen" den Auftrag, die "Neuen" herumzuführen. Eine gute Idee, um sich schon von vornherein besser kennen zu lernen. Wie eine Fremdenführerin erkläre ich meiner Gruppe das Raumschema und zeige ihnen die beliebtesten Treffpunkte: Die Caféteria, die Raucherwiese und den Bäcker um die Ecke. Und als ich auch noch einem Zuhörer den Weg zu den Toiletten erklären darf, bin ich schon fast ein bisschen stolz. Stolz auf die Schule, die mir schon so vertraut ist und die ich jetzt noch mal ganz neu kennen lerne.

Auch du!

Willst auch du deine Erlebnisse aus der Oberstufe loswerden? Dann schick sie uns! LizzyNet-Redaktion

Lies, was Lizzies dazu schreiben.

Autorin / Autor: Redaktion/ Weser Kurier - Stand: 30. August 2005