Schreibwut

Die Lösung der Probleme wird häufig erst klar, wenn alles geschrieben ist...

Manchmal, wenn mir so viele Gedanken im Kopf herumschwirren, dass ich das Gefühl habe, er wird gleich explodieren. Wenn ich mit niemandem reden kann, außer mit mir selber. Wenn ich umringt von Menschen bin und doch alleine. Dann schreibe ich. Dann schreibe ich alles nieder. Alles was ich denke, fühle. Ich entwickle eine solche Schreibwut, dass ich stundenlang den Stift nicht mehr aus der Hand legen kann. Danach bin ich oft überrascht, was mich alles beschäftigt, gleichzeitig doch stolz und erleichtert. Schreiben. Das ist für mich mehr als sinnloses Dahergerede, das ist für mich wie eine Sucht. Ich kann nicht aufhören und tue es immer wieder. Eine angenehme Sucht. Sie macht mir das Leben ein wenig erträglicher. Oft schreibe ich traurige und ernste Dinge. Dinge über die oft geredet wird und doch nimmt sich selten jemand Zeit, sich damit auseinander zu setzen. Ich kann lange dasitzen und nichts tun, meine Gedanken ordnen. Versuchen sie zu erklären. Wenn ich es nicht kann, fang ich an zu schreiben. Die Lösung der Probleme wird mir häufig erst klar, wenn schon alles gesagt und geschrieben ist. Dann kann ich wie einen kleinen Haken hinter mein Werk machen. Ich habe einen ganzen Band voll Geschichten, Gedanken und Erfahrungen. Sie zu lesen ist für mich schöner als irgendeine Lektüre. Es ist persönlicher. Betrifft mich, meine kleine Welt. Was wäre ich ohne das Schreiben? Ohne die Literatur. Ich mag gar nicht daran denken. Wahrscheinlich ein depressiver Mensch ohne jegliche Fantasie. Ohne Sinn für die wichtigen Dinge meines Lebens. Ich denke, es ist angeboren alles aufschreiben zu müssen. Doch ich kenne nur Menschen, denen es besser geht, wenn sie darüber geredet oder geschrieben haben. Ich mag nicht darüber reden, ich schreibe lieber. Und das werde ich wohl immer tun.

Autorin / Autor: Psycholia - Stand: 17. November 2004