Versehentlich Ägypter getötet?!

Sind wir wirklich eine fortschrittliche Gesellschaft? fragt sich Schnucki1 angesichts der täglichen Morde und Kriege..

Heute fand ich in unserer Zeitung einen Artikel, der mich wirklich schockiert und gleichzeitig wütend gemacht hat. Dies lag aber nicht an der Art und des Stil des Artikels, sondern einfach nur an der Tatsache, die der Zeitungsbericht enthielt:
>>Versehentlich Ägypter getötet
Jerusalem/Kairo- Israelische Soldaten haben bei Rafah an der Grenze zu Ägypten versehentlich drei ägyptische Grenzschützer getötet. Der israelische Ministerpräsident Ariel Scharon entschuldigte sich dafür bei dem ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak. Die Besatzung eines Panzers habe die Männer im Dunkeln für eine Gruppe von Palästinensern gehalten.<<

Nun frage ich mich: Was hätten die israelischen Soldaten und die gesamte Ministerbelegschaft getan, wenn die ägyptischen Männer wirklich Palästinenser gewesen wären? Wahrscheinlich wären sie einfach weiter gefahren, hätten die Situation als ganz normal angesehen oder sogar ein bisschen Freude empfunden, eine Gruppe ihrer „Gegner“ getötet zu haben, auch wenn es nur drei von tausenden gewesen wären. Ich möchte jetzt nicht nur Israel deshalb kritisieren, sondern habe diesen Bericht lediglich als ein Beispiel dafür genommen, was in der ganzen Welt in dieser oder veränderter Form geschieht. Menschen werden mal soeben „versehentlich“ getötet, werden aus dem Weg geräumt, wie nutzlose Gegenstände, werden als Geiseln genommen, herumgeschubst oder als Zahlungsmittel verwendet. Und wer macht dies alles mit ihnen?

*Sind wir wirklich eine fortschrittliche Gesellschaft?*
In Erzählungen und Geschichten werden Sklaven immer von mächtigen Herren gehalten, die ihnen mit körperlicher Kraft und Intelligenz weit überlegen sind. Nun müssten ja jetzt die Leute, die angeblich die Berechtigung zum Töten, aus dem Weg Räumen und Herumschubsen anderer haben, beinahe götterähnliche Wesen sein, denen keiner auf dieser Erde das Wasser reichen kann. Wenn man aber mal genau hinsieht, erkennt man schnell, dass dies Menschen wie du und ich sind. Menschen, die lachen und weinen. Menschen, die Familie und Freunde haben und entsetzt wären, wenn diese einfach „versehentlich“ von irgendjemand getötet würden. Und auch Menschen, die wie alle anderen auch, eine eigene Würde besitzen und dennoch viel zu oft die Würde ihrer schwachen und wehrlosen Opfer vergessen. Wir begegnen im Geschichtsunterricht oder in älteren Büchern immer Erzählungen von grausamen Strafen, von Morden und von blutigen Kriegen und weisen dann jedes Mal stolz darauf hin, wie unglaublich fortschrittlich und besser unsere jetzige Gesellschaft doch ist. Aber wenn man im Radio von Geiselnahme und brutaler Ermordung Unschuldiger hört und in der Zeitung über Terroranschläge ohne jeglichen Grund liest, könnte sich einem schon die Frage aufdrängen, ob wir mit jedem Schritt, den wir in der Entwicklung von militärischen Waffen, Industrialisierung und Technologie weiter gehen, auch dadurch im gesellschaftlichen Leben eines jeden Menschen voran kommen. Wer weiß denn schon, ob in geraumer Zukunft die kleinen Arbeiter aus großen Fabriken alle durch ferngesteuerte Maschinen ersetzt werden, ob die Natur in den Ländern, durch die ein Krieg gefegt hat, sich überhaupt noch erholt, oder ob Gespräche unter Menschen bald nur noch von Arbeit und Fortschritt handeln? Die Welt wandelt sich stetig durch die Hand von Menschen und Maschinen, aber es gibt Bedürfnisse, wie Würde, Rechte eines Einzelnen, das Bedürfnis nach Liebe und Geborgenheit und die Kommunikation untereinander, die jeden dazu auszeichnen ein Mensch zu sein und sich nie ändern werden.

Autorin / Autor: Schnucki1 - Stand: 22. November 2004