Schaut hin!

Eine wahre Begebenheit über Neonazis in der Klasse

Sie stellen sich gerade, strecken die Beine durch, heben den rechten Arm, den Blick geradeaus, und ehe man sich versieht, schallt der Hitlergruß durch den Raum. So klang es bei uns, einer 9. Klasse, vor gut zwei Monaten. Aber es war nicht der Anfang, sondern wohl eher der Höhepunkt einer „schlechten Marotte“ von zwei unserer Klassenkameraden. Begonnen hatte es schon in den Sommerferien. Ganz still. Ganz heimlich und unauffällig. Sie machten Witze über Juden, die Judenverfolgung und generell über Ausländer. Nicht öffentlich, aber wer gut aufpasste, der bekam es mit. Anscheinend hatten sie Spaß daran, denn was wir als schlechte Phase betrachteten, in das steigerten die beiden sich rein und in den Herbstferien kam es dann zum ersten großen Knall.

Rein deutsch?!

Als die beiden mit zwei Schulfreundinnen Eis essen waren, stellte einer der Jungen die Frage, ob denn am Tisch auch alle rein deutsch seien. Eigentlich eine vollkommen unnötige Frage, denn hätte das Eis schlechter geschmeckt oder wäre die Rechnung höher gewesen? Wohl kaum, doch als die Mädchen verneinten, standen beiden Jungen auf und verließen das Café ohne ein Wort. Vielleicht hätten die Mädchen hier handeln sollen. Es ihren Eltern sagen, den Eltern der Jungs oder einfach nur einem Lehrer. Sie haben es nicht gemacht. Erst hatten wir gedacht, dass Schluß war, aber während dieser Zeit hatten die beiden längst an etwas anderem Spaß gefunden. Sie luden aus dem Internet Bilder von Hitler und von einem Lehrer und erstellten damit Karikaturen, die sie Freunden zeigten. Schließlich kam es zu dem Tag mit dem Hitlergruß und fünf!!! (von 30!!!!!) von uns beschlossen, es dem Klassenlehrer zu melden. Natürlich leugneten die Jungen einen Großteil, aber es bestand kein Zweifel, dass sie vieles wirklich getan hatten.

*Um sich stark zu fühlen*
Die Beispiele, die ich hier genannt habe, sind jene, von denen ich glaube, dass sie wahr sind, weil ich nicht glaube, dass die beiden Mädchen es sich ausgedacht haben und es viele gab, die die Bilder wirklich gesehen hatten. Eine Bestrafung wurde nicht verhängt, denn man konnte nichts beweisen, doch ich denke, dass die Jungen ihren Fehler begriffen haben. Sie werden es bestimmt nicht noch einmal tun, und es tut ihnen leid. Warum sie es taten? Das wissen sie wahrscheinlich noch nicht einmal selbst. Vielleicht, um auf sich aufmerksam zu machen oder um sich stark zu fühlen. Ganz egal, denn es ist passiert. Aber dadurch, dass es dem Lehrer gemeldet wurde, hat man sie gestoppt und vielleicht vor Schlimmerem bewahrt. Es war kein Petzen, sondern eine Hilfe und ein Hilferuf. Niemand muss sich schämen, so etwas zu melden. Was bis zuletzt und auch jetzt noch erschreckend ist: Wie konnten 23 Schüler es einfach übersehen (sie haben ja nichts gesagt)? Wenn euch so etwas passiert, dann tut euch und den Tätern den Gefallen und seht es.

Zum Themenspecial Rechtsradikalismus

Autorin / Autor: eine Lizzy - Stand: 29. März 2005