AIDS in Afrika ist out

Warum Kondome allein keine Aufklärungskampagne sind und afrikanische Politiker immer noch Ammenmärchen über das HI-Virus verbreiten.

AIDS in Afrika, eigentlich kaum mehr ein Thema für uns; religiöse und humanitäre Organisationen kümmern sich doch genug um Aufklärung und medizinische Versorgung der HIV-positiven Bevölkerung Afrikas, so jedenfalls das Empfinden der meisten. Dass die Zahl der neu Infizierten allein im Jahr 2004 bei ungefähr 3,1 Millionen Menschen lag, weiß kaum einer. Trotz des Einsatzes tausender Entwicklungshelfer ist die Versorgung der vielen HIV-positiven und an AIDS erkrankten Frauen, Männer und Kinder nicht zu bewältigen; ein Tropfen auf den heißen Stein, könnte man sagen. Aber warum ist die tödliche Infektionskrankheit scheinbar nicht in den Griff zu bekommen? Was sind die eigentlichen Gründe dafür, dass der schwarze Kontinent qualvoll auszusterben scheint? Der häufige Wechsel von Sexualpartnern, würde der Vatikan vielleicht sagen. Andere sehen die mangelnde Aufklärung junger Afrikaner als Hauptgrund für die Verbreitung des Virus. Doch in Wahrheit sorgen verschiedene Faktoren dafür, dass in der momentanen Lage des schwarzen Kontinents eine Ausrottung des HI-Virus in nahezu unerreichbarer Ferne liegt – politisch, gesellschaftlich wie medizinisch.

Kartoffeln mit Knoblauch gegen AIDS

Europäische und afrikanische Ärzte arbeiten fieberhaft an der Aufklärung der Bevölkerung und Jugendliche lernen sogar in der Schule, wie man sich mit dem AIDS-Virus ansteckt und was davor schützt. Dennoch kursiert ein wilder Wust an Mythen über die Gefahren einer HIV-Infektion. Sogar die Gesundheitsministerin des eigentlich als vorbildlich geltenden Staates Südafrika propagiert medizinischen Nonsens. Ihre Ansicht: AIDS kann mit einer einfachen Mahlzeit aus afrikanischen Kartoffeln, Zwiebeln, Knoblauch und Öl geheilt werden. Der Präsident zweifelt gar in aller Öffentlichkeit daran, dass es überhaupt einen Zusammenhang zwischen HIV und AIDS gibt. Klar, dass die Bevölkerung nicht zwischen richtig und falsch zu unterscheiden weiß, wenn jeder Wunderheiler ihnen etwas anderes erzählt und selbst die politischen Führungen der Länder wissenschaftlich bewiesene Fakten nicht gelten lassen. Hilfsorganisationen sind aber ebenso gefragt, ihre Handlungsweisen zu überdenken, denn das Verteilen von Kondomen allein ist noch keine Aufklärungskampagne.

AIDS bekommt, wer gottlos lebt und Unzucht treibt

Gerade in den ärmsten Teilen Afrikas ist der Einfluss der römisch-katholischen Kirche auf die moralischen Werte der Menschen nicht zu unterschätzen. Dies führt nicht nur dazu, dass sich junge Menschen mit Dogmen konfrontiert sehen, die sie nicht einhalten können. Noch schlimmer: Die HIV-Infizierten rücken an den Rand des gesellschaftlichen Lebens und werden als Sünder und Gottlose verachtet. Der Umgang der Amtskirche mit der hohen Infektionsrate in Afrika trägt leider nicht zur Entspannung der Lage bei, sondern verschlimmert den Konflikt: Nicht mehr der Mensch und sein Schicksal, sondern das Dogma steht im Vordergrund. Ob das im Sinne des Religionsbegründers ist?

Rote Schleifchen reichen nicht

Soll jetzt jeder nach Afrika gehen und von HIV, Kondomen und AIDS erzählen? Rote Schleifchen an Rucksäcken von Teenies allein helfen keinem und sind kein Zeichen von Solidarität. Stark machen für ein Afrika ohne AIDS kann man sich nicht nur, indem man Geld an Entwicklungsfonds spendet. Wir müssen auch unsere Politiker auf die Situation aufmerksam machen und die Standpunkte der verschiedenen politischen Parteien zu dem Thema mit in unsere Wahlentscheidungen einbeziehen. Ohne Druck aus der Bevölkerung wird auch weiterhin nicht viel passieren.

Autorin / Autor: tanaschaaa - Stand: 21. Juni 2005