Die Ballade vom Verbrecher aus verlorener Ehre

In Anlehnung an "Der Verbrecher aus verlorener Ehre" von Friedrich von Schiller


In einer Landstadt, brav und klein,
lebte einst bei Zeiten
Christian Wolf, ein armer Bursch,
half Mutter die Wirtschaft zu leiten.
Welch leider lief mehr schlecht als gut
und Christian ins Verderben lud.

Das Mädchen, das er lieben wollt,
gerufen wurd's Johanne,
verletzte seiner Seele Ehr
für einen andren Manne.
Doch Christian dachte:"Wenn nicht Worte,
öffnen Gaben mir die Pforte!"

Doch woher nimmt er Geld und Gold
um Hannchen zu beglücken?
Wilddieb werden war sein Weg,
die Büchse wollt er zücken.
Und der Verdienst am Ende
floss treu in Hannchens Hände.

Aber Robert, voller Hass,
bracht ihn vor Gericht.
Christian ließ sein ganzes Hab
auf das die Straf' nicht sticht.
Trotz allem trieb ihn Pein
zum zweiten Mal Wilddieb zu sein.

Und wieder wurd' er aufgedeckt
und hatte nichts zu zahlen.
"Ins Zuchthaus für ein ganzes Jahr!",
so musst' der Robert prahlen.
Doch Christian lebte weiter,
denn Trotz war sein Begleiter.

Dies eine Jahr des Wartens
seinen Hochmut hatte gebeugt.
Doch niemand wollt ehrliche Arbeit
von einem der Böses bezeugt.
So half nichts, Gott der Erden,
als nochmals Wilddieb werden.

Für Christian war das nun zu viel.
Er wurd gefasst, versendet
auf die Festung für drei Jahr,
wo alles Gute endet.
Durch die Genossen, die sehr wild,
wurd er zu Räubers Spiegelbild.

Nun hasst' er alle, Mensch und Tier,
und wollt sie alle schrecken.
Aus freiem Willen kriminell
verstand er sich zu decken.
Johanne und die Welt
verstieß er wie's gefällt.

Das Schicksal eines Tages gab
ihm Robert in die Hand.
Er schoss ihn nieder, seinen Feind,
versank im Höllenland.
Und war dank seiner Taten
ins Räubernest geraten.

Dort nahm ihn jeder wahr und ernst,
man zollte ihm Respekt.
Er wurde Häuptling, hatte so
die Macht für sich entdeckt.
Ein Jahr lang ging das gut,
dann floh sein letzter Mut.

Das Misstraun ließ ihm keine Ruh,
schuf Angst vor Brudermord.
Er wollte gehen, man ließ ihn nicht,
so floh er von dem Ort.
Wollt nach dieser Tat
sterben als Soldat.

Doch an dem Tor zur nächsten Stadt,
da ward er abgefangen.
Man glaubte nicht dem falschen Pass,
ließ ihn im Turme bangen.
Doch nichts verrät ein Mann,
wenn's ihn belasten kann.

Am andren Tag der Richter kam,
bracht Christian zum Gestehen.
Obgleich er seine Bess'rung schwor
ward überhört sein Flehen.
Und so wie's rechtlich ging
er bald am Galgen hing.

Autorin / Autor: Tauglanz - Stand: 13. Januar 2003