Feuervogel

Einsendung zum Wettbewerb "Schreiben mit allen Sinnen" von Olivia, 11 Jahre

Esther schauderte. Einerseits, weil sie fror, andererseits aus dem Anblick, der sich ihr auf der Lichtung bot: Ihre Nachbarin aus dem Dorf, eine alte, geheimnisvolle Frau, mischte gerade etwas, das aussah, wie blaue Tinte, in einen Messingtopf.
Esther hatte auf dem nächtlichen Nachhauseweg vom Café den Abkürzer durch den Wald genommen. Plötzlich war sie auf einen Lichtschein neben dem Weg aufmerksam geworden. Die Alte bückte sich zur nächsten Zutat. Dabei berührt sie versehentlich die heiße Glühbirne im Gras. „Aah“, schrie sie, riss die Hand nach hinten und stieß den Topf um. Die Flüssigkeit ergoss sich über die danebenliegenden Pulversäckchen. Ein Knall zerriss die Luft und eine gewaltige Feuersäule stieg empor. Glühend heiße Luft nahm Esther den Atem.
Doch dann war der Spuk vorbei. „Piep“, machte das Küken, das aus dem Feuer gehüpft war. Es trippelte auf Esther zu und verkroch sich in der Manteltasche der ohnmächtigen jungen Frau. Kurze Zeit später wachte sie auf. Nichts wies mehr auf die Explosion hin, die Lichtung war leer.
Esther stolperte verwirrt heim. Vor Erschöpfung schlief sie sofort ein. Nur ein kleines Geräusch unterbrach die Stille:
„Piep“.

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Autorin / Autor: Olivia