Stillleben

Einsendung zum Wettbewerb "Schreiben mit allen Sinnen" von Elisabeth, 17 Jahre

Ich wusste nicht wie ich es geschafft hatte, so lange hier zu überleben.
Eigentlich hatte ich das Geschwätz meiner tratschwütigen Freundin immer verflucht, eigentlich immer Menschenmassen gescheut.
Es war hart zu ertragen. Unheimlich hart.
Genauso wie sich meine neue Matratze anfühlte. Ich hatte sie vorgestern geliefert bekommen. Das Haus verließ ich ja nicht mehr.
Es war totenstill, in meinem kleinen Apartment.
Niemand rief mich an, niemand klopfte an meine Türe und niemand drückte die Klingel.
Die Ruhe zerriss, als der Ofen piepte, sich bemerkbar machte. Er schrie nach mir, in einem langen, schrillen Mechanikflötenton.
Die Äpfel waren warm. Die Äpfel, oder besser das Wasser, in dem die kleinen Schnitze vor sich hin schwitzten. Sie köchelten und dufteten.
Ich schlürfte lautlos zum Herd. Lustlos, schob den Topf von einer Platte zur anderen und hob den Deckel vom Wasser. Warm und aufdringlich schlug sich der Dampf auf den Gläsern meiner Brille nieder.
Der Deckel entglitt glitschig meinen Fingern, krachte scheppernd zurück, als mein Handy begann zu singen. Zur Melodie tanzte es in meiner Hosentasche.
Ich nahm ab.
Mein bester Freund war dran.
Er war blau.

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Autorin / Autor: Elisabeth