Ein bittersüßer Frühlingstag

Einsendung zum Wettbewerb "Schreiben mit allen Sinnen" von Josephine, 19 Jahre

Wie ein heller Feuerball thront die Sonne über den seidigen Wolken, die sich wie Schleier über den strahlend blauen Himmel ziehen und erfüllt die Luft mit einer wohligen Wärme. Ich halte meine Nase in den leicht daher wehenden Wind und fühle den unverwechselbaren Geruch nach Frühling in mir. Er umgibt mich, wie ein Tuch aus Frische und neuem Leben.

Von meiner alten Terrasse aus, welche schon genauso verwildert und heruntergekommen ist wie ich selbst - von der Fassade bröckelt seit sehr langer Zeit der gelbe Lack und gibt den Blick auf das morsche Holz frei, welches von Pflanzen umgarnt wird, die ich schon längst einmal hätte zurückschneiden sollen - beobachte ich ein Mädchen auf dem steinernen Weg vor meinem Haus.
Aus dem fröhlich blühenden Kirschbaum höre ich ein Piepen und da sehe ich auch schon einen kleinen Vogel auf einem Ast herumhüpfen. Freude strömt in mir auf, als er sich mit seinen dürren Beinchen von dem Ast abdrückt. Doch meine Gefühle schlagen ins Gegenteil um, als er fällt und auf dem harten Boden landet. Ich beobachte das Mädchen, doch es geht einfach an ihm vorbei. Sie hat eines dieser Smartphones in der Hand, welches nun anstelle des Vogels ein Piepen von sich gibt.

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Autorin / Autor: Josephine, 19 Jahre