Internetsklaven

Beitrag zum Schreibwettbewerb "Total digital" von anonym, 15 Jahre

Ich habe keine 400 Facebook-Freunde.
Und auf meiner Pinnwand haben mir keine 43 Leute gratuliert als ich Geburtstag hatte.
Es waren acht. Acht Menschen die an meinem Geburtstag auf meiner imaginären Pinnwand Glückwünsche gepostet haben.
Und jetzt mache ich mir Gedanken darüber, ob ich mir Gedanken darüber machen sollte.
Ob ich überhaupt 43 oder mehr Glückwünsche wolle?
Letzteres kann ich ganz klar mit Ja beantworten.
Und ich glaube allein schon das ist wirklich erbärmlich.
Eigentlich sind doch all diese sozialen Netzwerke gefährlich
für die gesamte Menschheit,
weil sie uns daran hindern Mensch zu sein.
Aber vielleicht sind wir es auch selbst,
die sich einsperren in diese Scheinwelt,
weil wir hoffen dass sie uns mehr gefällt.
Ich meine ist es nicht krass, dass wir uns schon mit ein paar „likes“ zufrieden geben
Und völlig damit beschäftigt sind nach etwas imaginärem zu streben
Sodass wir garnicht mehr die Realität wahrnehmen.
Ich meine wie konnte es nur dazu kommen, dass wir der Realität die Virtualität vorziehen?
Das wir statt Kochbücher lesen uns Kochvideos auf Youtube ansehen?
Das wir lieber Chatkontakte statt Augenkontakt haben
Dass wir statt Büchern und Romanen nur noch unsere Startseite auf Facebook lesen?
Das wir statt mit eigenen Augen die Welt mit Google Earth entdecken?

Es hat sich einfach so viel geändert und ich bin mir sicher, dass ich es scheiße finde….
Dass ich es scheiße finde dass ich statt jemanden anzurufen lieber eine Sprachnotiz auf Whatsapp versende, weil ich ja da, wenn mir mal was ausrutscht immer noch eine neue beginnen kann
Und ja natürlich ist das ziemlich praktisch und viel bequemer
Aber mit jeder Bequemlichkeit schwindet immer etwas mehr Leben aus unserem Leben!
Wer rastet der rostet!
Wir verrosten immer mehr.
Wir befinden uns auf einer anscheinend niemals wieder endenden Rast die wir zuerst Computer-Zeitalter nannten
Danach Smartphone-Generation riefen
Und nun vielleicht Internet-Sklaven taufen könnten.

Eigentlich „lebt“ doch das Internet für uns.
Heute gibt es neue Rollenverteilungen:
Wir leben für das Internet!

Autorin / Autor: anonym