Das offene Netz

Beitrag zum Schreibwettbewerb "Total digital" von Suse Mazurek, 24 Jahre

Sie alle reden vom offenen Netz.
Ein Netz des Entdeckens,
ein Netz der Möglichkeiten,
ein Netz der Freiheit.
Die meisten von uns sind drin.
Wir tun unsere Meinungen kund,
bringen Menschen zum Nachdenken
und teilen unsere Katzenvideos mit ihnen.

Doch ist ein Netz wirklich offen,
ist es noch eine Spielwiese
wenn es dichter und dichter besiedelt wird,
dass wir den Überblick verlieren?
Wie in einer digitalen Provinz
immer die gleichen Spießerheime
und immer das gleiche Gezänk
um mikroskopische Maladien.

Wie vernetze ich mich,
ohne mich im Netz zu verfangen?
Wie entdecke ich neue Dinge,
ohne dass mir Algorithmen die Sicht versperren?
Wie lerne ich Menschen kennen,
ohne dass wir uns aus Willkür abschreiben,
nur weil jemand falsch geklickt
und den Ruf schlagartig ruiniert hat?

Wie bin ich achtsam im Netz,
wenn Nullen und Einsen auf mich regnen,
gar stürmen? Die Farben, die Fans!
Wurd' ich heute schon getaggt?
Und die Zahlen neben meinem Namen,
summieren die den Wert als Mensch?
Kaum halte ich den Spatz in der Hand,
fangen sie Tauben und Schwäne und Adler!

Wann ist man schon heute frei?
Hast du kein Netz, hast du keinen Namen.
Fällst aus der Zeit, ins Niemandsland
Die Nachbarn grüßen längst nicht mehr.
Nun bleibe stehn und tritt hinaus
Gehüllt in einen dunklen Sack
Und sprich und lach und sei wer du bist
Kein Urteil komme über dich.

Autorin / Autor: Suse Mazurek, 24 Jahre