Die Kunst, gut zu schreiben

Dasha erzählt von ihren eigenen Erfahrungen zum Schreibstil und berichtet über Meinungen bekannter Autoren.

Ich weiß nicht, ob ich gut schreibe. Falls mein Roman irgendwann tatsächlich erscheinen sollte, wird sich der Leser selbst ein Urteil darüber bilden können. Im Großen und Ganzen würde ich sagen, ich schreibe 'einfach'. Ich wünschte, ich könnte so schreiben, wie der Autor Wolfgang Hohlbein. Ich wünschte, ich hätte einen ebenso reichen Wortschatz wie Günter Grass, dessen Wortreichtum mich in "Die Blechtrommel" fasziniert hat. Meiner Meinung nach schreibt ein Autor 'gut', wenn er zwar detailliert erzählt, dabei jedoch auch Platz für die eigene Fantasie lässt, wenn er durch die Sprache schafft, seine Charaktere lebendig erscheinen zu lassen und eine bestimmte Atmosphäre zu erschaffen, wenn er eben treffende Wörter wählt.

Was macht in euren Augen einen guten Schreibstil aus?


Neulich las ich einen Satz, in dem die Rede von einem „vollen Mond“ war. Der volle Mond ist … wohl der Vollmond, oder? Warum sollte man das Substantiv in Adjektiv und Substantiv zerlegen? Wäre es nicht viel eleganter, einen Gegenstand o. ä. präzise und eventuell sogar nur in einem Wort zu beschreiben? In meinen Texten kommt es auch gelegentlich vor, dass ich erst beim wiederholten Durchlesen merke, dass ich diesen oder jenen Ausdruck durch einen besseren ersetzen könnte.

Normalerweise arbeite ich beim Schreiben mit einem Helfer, der mir die Synonyme eines Wortes bietet. Ich empfehle da http://www.woerterbuch.info. Anders als in dieser Kolumne oder in meiner Fanfiktion versuche ich ebenfalls, auf Wörtchen wie "eigentlich", "überaus", "ziemlich", etc. die meiste Zeit über zu verzichten, seit ich gelesen habe, dass die meisten deutschen Autoren, wenn nicht sogar alle, diese für überflüssig und manchmal sogar abschwächend halten. In der Schule lernte ich Adjektive wie "zitronengelb", "spiegelglatt" oder "glasklar" kennen und wurde sogar ermutigt, diese in den Schulaufgaben zu verwenden. - Doch damals war ich erst in der fünften oder sechsten Klasse. Wenn ich mir die Beiträge bereits bekannter Autoren durch lese, stelle ich fest, dass sie davon abraten, solche Zusammensetzungen zu verwenden, einfach deshalb, weil solche Adjektive oder Worte wie "Kulleraugen", "smaragdgrüne" Augen bereits viel zu häufig auftauchten. "Behördendeutsch" sollte ein Schreibender auch vermeiden.

Nur nebenbei


Ich habe übrigens bisher ein paar Romane gelesen, die es mir wirklich angetan haben. Obwohl die Autoren auf elegante Beschreibungen, intelligente Wortspiele und besondere Wortkreationen verzichtet haben, fand ich die Romane wirklich gut. Das lag daran, dass mir die Charaktere und die Geschichten einfach sehr gefallen haben. Da ich oft Kritiken bei Amazon.de lese, fällt mir auf, dass Fans den Autoren es nicht übel nehmen, wenn der Stil eher schlicht ausfällt, solange die Story selbst Einen mitreißt. Geht es euch auch so?

Durch ihre Taten, ihre Gedanken und Gefühle atmen und leben die Figuren. Mit Folgendem kann ich beispielsweise wenig anfangen: "Markus konnte sehr temperamentvoll werden, wenn jemand seine Lorbeeren einheimste." Wenn aber Jemand schreibt: "Nachdem Markus die Tür hinter sich zugeknallt hatte, fegte er die Arbeitsunterlagen vom Tisch. Zähne knirschend riss er die Einladung zur Betriebsfeier in winzige Stücke. Wart’s ab, Jens, ging ihm durch den Kopf, für diesen Ideendiebstahl wirst du bezahlen…", dann habe ich ein etwas besseres Bild von Markus. Also empfehlen viele Autoren generell: Lasst Taten sprechen! Oder mit anderen Worten: Show - don't tell! Ich könnte schreiben: "Sarah zeichnete sich durch ihren Mut aus."  – Doch das genügt mir irgendwie nicht. Stattdessen lasse ich sie in einer gefährlichen Situation beweisen, ob sie Mut hat oder nicht.

Der Stil entwickelt sich in gewisser Hinsicht mit den Jahren. Denn ein Hobby-Autor, der viel liest, bildet sich mit jedem guten Buch weiter. Aber ich glaube, dass der Stil eines Schreibenden sich nie vollständig verändert. Zumindest bezieht sich diese Vermutung auf mich.

Autorin / Autor: Dasha - Stand: 1. September 2009