Auf der anderen Seite stehen

Warum ich gerne Verantwortung trage...

Anfangs nur Mitglied..

Wer hat noch nicht von den fleißigen Pfadfindern gehört, die auf Rehpfaden wandern und sich anhand von Sternen orientieren können? Jeder kennt sie, meist mit ein wenig Spott verbunden. Aber genauso hat jeder sich schonmal vorgestellt, sich selbst so auszukennen in seiner Umwelt.
Ich habe vor einem Jahr von so einer Organisation erfahren, die sich Sielmanns Natur-Ranger nennt. Im ersten Moment dachte ich, okay, wird nicht anders sein als die Pfadfinder oder so, aber da hatte ich mich ziemlich getäuscht. Tatsächlich fand ich mich in einer Gruppe von vielen Kindern und Jugendlichen wieder, ohne Waschbärmütze oder zehntausend Abzeichen auf der Brust. Diese Kinder wollten einfach Spaß haben und nebenbei noch was für ihre örtliche Umwelt tun. Die ersten paar mal bin ich nur mitgegangen, hab zugeguckt, mitgemacht und mich gefreut. Aber mir war das schnell zu wenig, ich wollte mehr tun für diesen Mini-Verein, jedenfalls dachte ich, es wäre ein Mini-Verein. Der Gruppenleiter fragte mich bei einer Aktion, bei der wir eine Wiese pflegten, auf der seltene Orchideenarten wachsen, ob ich nicht auch Lust hätte, als Junior-Betreuerin ein wenig mitzuwirken. Erst habe ich noch gezögert, dann aber schnell zugesagt.

...dann „Big Boss“

Viel musste ich nicht machen. Auf die Kleinen aufpassen, hier und da mithelfen. Dann habe ich mich entschlossen, ganz dazu zu gehören und habe mich als Leiterin der Gruppe eintragen lassen. Ich konnte und kann bis jetzt immer noch nicht fassen, dass ich wirklich die „Oberste Instanz“ meiner Gruppe bin. Natürlich bin ich nicht alleine für die Gruppe verantwortlich und habe noch einen Leiter und zwei Betreuer, die mich unterstützen. Aber nun auf der anderen Seite der ganzen Sache zu stehen, also die Person hinter den Kulissen zu sein, die alles organisiert, sich mit den Eltern unterhält, sich Spiele ausdenkt, die Kinder und Jugendlichen bespaßt und „den Laden am laufen hält“. Ich selbst habe erst nicht geglaubt, dass ich das alles packen könnte, aber ich werde ja sehr unterstützt. Ein wenig verunsichert war ich schon, als wir den Chef unseres Schutzgebietes treffen mussten und der einiges zu bereden hatte, aber im Endeffekt habe ich viel daraus gelernt und gezogen. Wie viel gibt es immer zu tun! Teamleitertreffen, bei denen ich festgestellt habe, dass Sielmanns Natur-Ranger aus vielen Gruppen in ganz Deutschland besteht, Besprechungen, bei denen wir uns über Probleme unterhalten und einen neuen Plan für das nächste Jahr ausarbeiten, Telefonate, die zu führen sind und so weiter. Es hört sich nach viel Stress an, das ist es auch. Teilweise. Aber am meisten ist es eine wundervolle Sache, Verantwortung zu tragen und zu wissen, dass man selbst an dem Gelingen einer Sache beteiligt ist. Dass die Kinder zu mir kommen, mit mir über ihre Probleme reden wollen oder einfach nur rumalbern, dass sie, wenn ich mal nicht da bin, fragen, wo ich denn nun sei und dass sie gerne mitmachen und viel Spaß haben, bei dem, was ich mir für sie ausdenke, das alles lässt mich sehen, dass jeder Zeitaufwand sich lohnt.

Selbstvertrauen und Sicherheit

Was ich sagen möchte, ist, dass man nur Vorteile daraus ziehen kann, wenn man selbst auch mal auf die andere Seite schaut. Wenn man erfährt, wie etwas organisiert wird und sich aktiv einbringen kann. Es bringt dir Erfahrung und Sicherheit für dein späteres Leben und lässt dich Selbstvertrauen gewinnen. Wer wird nicht selbstbewusster, wenn er alle Nase lang mit „Boss“ oder „Chefin“ angesprochen wird? Auch wenn ich darauf wirklich nicht bestehe :).
Es tut nicht weh, mal auszuprobieren, etwas selbst zu leiten. Ganz im Gegenteil, es macht Spaß! Also, schau dich doch mal um, ob es in deinem Interessenbereich in deiner Umgebung etwas gibt, wo du dich einbringen kannst. Ob das als Trainerin für eine Sportart ist, die du schon lange machst, oder die Neugründung einer Gruppe. Bau dir etwas eigenes auf!

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Autorin / Autor: ciqa - Stand: 9. Februar 2010