Körperwelten: Wenn der Tote nur noch ein Produkt ist

Gunther von Hagens Ausstellung „Körperwelten“ ist zurück in Köln und sorgt wieder einmal für Diskussionen. Sukie schreibt, was sie davon hält.

Ein Mann beim Basketballspielen, Hochsprung, lesen. Eine schwangere Frau. Ein Paar beim Sex. „Körperwelten“ nennt sich das Ganze und zeigt eine Reihe Plastinate. Plastinate sind im Grunde nur Leichen, bei denen das Wasser in den Zellen durch Kunststoff ersetzt wird, um so Oberflächen und Strukturen unverändert darstellen zu können. Anders ausgedrückt: Leichen werden vor dem Verfall geschützt und ausgestellt. Erfinder der Plastination ist Aussteller Gunther von Hagens.

Seine Ausstellung gibt es seit 1996 und sie ist seit jeher eine Wanderausstellung. Vor neun Jahren war von Hagens schon einmal mit „Körperwelten“ in Köln. Schon damals hat er gerade im doch mehr oder weniger streng katholischen Köln damit für Aufregung gesorgt.

Ohne Seele?!

Leichen, egal auf welche Art und Weise auszustellen ist schlimm genug, aber sie dann auch noch in entwürdigenden Posen zu zeigen, ist nicht bei allen auf Zustimmung gestoßen. Hier würde der Mensch als Produkt gezeigt, als etwas banales, simples, primitives, vor allen Dingen aber etwas ohne Seele.

Mehr Showeffekt als Wissenschaft

Natürlich haben sich die Menschen noch zu Lebzeiten dazu bereit erklärt, ihren Körper nach dem Tod der Wissenschaft und Forschung zur Verfügung und somit also auch dieser Ausstellung zur Verfügung zu stellen. Nun ist es aber natürlich auch so, dass der Wissenschaft schon lange gedient ist, auf wenn der Besucher die Ausstellung besucht. Dann geht es nur noch um den Showeffekt… .

Seit dem 19. September steht der „Körperwelten-Dom“ (ob der Name des Ausstellungsortes tatsächlich eine geplante Provokation ist sei hier dahingestellt) in Köln Kalk direkt neben dem Odysseum.

Die Neugier siegt

Obwohl ich ganz offensichtlich nicht zu den Anhängern von „Körperwelten“ gehöre, werde ich die Chance in den nächsten Monaten irgendwann nutzen, um mir die Ausstellung anzusehen. Journalistische Neutralität darf hier natürlich nicht mehr erwartet werden, nicht bei einem Thema, das so sehr in der Öffentlichkeit diskutiert wurde und immer noch wird, und zu dem man sich fast automatisch eine eigene Meinung bildet. Einfach weil es entweder gegen die eigenen Vorstellungen von Glauben und Moral verstößt oder weil es interessant erscheint. Aber dennoch glaube ich, dass man, um etwas kritisieren zu dürfen, es erst gesehen und erlebt haben muss.

Gespannt bin ich vor allen Dingen darauf, wie schnell ich diesen Besuch bereuen werde.

Nach dem Ausstellungsbesuch: sukies Erfahrungsbericht

Autorin / Autor: sukie - Stand: 21. September 2009