Rassismus und Toleranz – kein Thema von gestern!

Es gibt viele Möglichkeiten gegen Rassismus vorzugehen, die einfachste Lösung wäre, dieses Thema in der Schule zu vermitteln, findet ladypu.

Ein Mädchen erzählt in der Pause der Klasse, sie findet stark pigmentierte Männer attraktiver als Hellhäutige. Plötzlich wandelt sich die Stimmung im Klassenzimmer, und ein Kommentar versetzt ihr einen Schlag. „Die stinken doch!“, ruft jemand von Hinten, der zufällig mitgehört hat. Doch anstatt dass Widersprüche laut werden und sich mehrere Augenpaare mit bösem Blick zu der Person wenden, folgt zustimmendes Gemurmel. Das Mädchen ist schockiert und bringt nur den Satz, dass es nicht stimme, zustande. Es ist die zehnte Klasse eines Gymnasiums in Baden-Württemberg.

Lieber den Mund halten?

Nicht der einzige Fall, der mich zum Nachdenken anregte.
Vor nicht all zu langer Zeit besuchte eine neunte Klasse eines Gymnasiums aus Filderstadt eine Ausstellung zum Thema „Opfer rechter Gewalt“. Bei einer Diskussion über Menschen, die laut grölend „Nazis raus aus Deutschland!“ riefen und darauf Messerstiche eines Nazis folgten, kommt die Klasse auf das schockierende Ergebnis, dass man lieber den Mund halten soll und man selbst schuld sei, wenn man Opfer rechter Gewalt wird. Im weiteren Verlauf der Diskussion, bei der ich zufällig dabei war, wurde festgestellt, dass man Menschen ansehe, ob sie Deutsche sein oder nicht. Übrigens kam dieser Satz von der begleitenden Lehrerin.

Schüler repräsentieren unsere Gesellschaft

Es ist alarmierend wie Jugendliche heute über ihre Mitbürger mit Migrationshintergrund denken und Nazis lieber tolerieren. Diese Schülerinnen und Schüler repräsentieren auf eine gewisse Art unsere Gesellschaft. Man hört gern in der Klasse, man will tolerant sein, habe aus der Vergangenheit gelernt, wozu Fremdenhass führen kann, aber wehe sie müssen spontan sein und ihre ehrliche Meinung sagen. Es ist doch ganz was anderes, wenn eine Klassenkameradin andere Meinungen tolerieren möchte, Eigentumsbeschädigung verurteilt, um im nächsten Moment mir das Poster der Grünen Partei aus der Hand reißt um es zu zerreißen, weil die Grünen nichts taugten. Die SPD sei viel besser, die verstünden etwas von der Politik, schreit sie mir nach.

Was ist Toleranz?

Seltsam nur, dass die Sozialdemokraten und die Grünen wieder Koalitionspartner für die nächste Legislaturperiode sein möchten.
Man könnte beinahe jeden auf der Straße fragen, ob er tolerant sei - und die meisten würden ja sagen, aber was „Toleranz“ ist, und dass es sich dabei nicht lediglich um eine beliebige Charaktereigenschaft wie Freundlichkeit handelt, das kapieren leider wenige. Man könnte jetzt meinen, dass die NPD Stimmen bei den letzten Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen verloren hat, aber man sollte nicht vergessen dass Rassismus nicht bedeutet, die NPD zu wählen oder intolerant zu sein. Viel mehr ist es die Angst vor Fremden, wie der lateinische Begriff sagt – Xenophobie und die Nichtakzeptanz eines anderen Denkens, die teils noch unbewusst in den Köpfen unserer Mitbürger herumschwirrt.

Rassismus auf dem Lehrplan

Es gibt viele Möglichkeiten dagegen vorzugehen, aber die einfachste und direkte Lösung wäre dieses Thema in der Schule, welche auch die Wertevorstellungen vermittelt, zu behandeln. Ich bin mir sehr sicher, dass in keinem Lehrplan steht „Erklären Sie den Schülerinnen und Schülern was genau Rassismus und Intoleranz ist, welche Auswirkung solch ein Denken hat und dessen Wichtigkeit. Gehen Sie dabei auf die deutsche Vergangenheit ein.“

Besser als zu zusehen.

In meinen zwölf Jahren in der Schule habe ich das noch nicht erlebt. Natürlich ist damit nicht gesichert, dass weiterhin Poster der Grünen zerissen werden, der Rat den Mund zu halten ausgesprochen wird und Vorurteile aus dem Kopf geschaffen werden, aber es ist besser als zu zusehen.

Autorin / Autor: ladypu - Stand: 23. September 2009