Muss das wirklich sein?

Ein Kommentar zur Berichterstattung über Robert Enkes Selbstmord

Wahrscheinlich wissen es mittlerweile alle. Robert Enke ist tot. Diese Meldung stand in sämtlichen Zeitungen und auch im Fernsehen wurde es oft genug gebracht. Seine Trauerfeier wurde auch gedruckt und gemeldet. Natürlich ist der Tod schlimm und vor allem ein Selbstmord. Aber ich habe keine einzige Meldung über den Lokführer des Zuges gehört. Nicht eine. Niemand interessiert sich für ihn. Wer weiß, was für Schuldgefühle er hat und wie es ihm geht. Ich meine, was würdet ihr denken, wenn sich jemand vor den Zug wirft den ihr gesteuert habt. Ich finde es unfassbar, dass keine Zeitung und kein TV-Sender es geschafft haben, etwas über ihn oder sie zu bringen.

Auch die Tatsache, dass - wenn sich einer von uns Normalos das Leben nimmt - es so viel weniger interessiert. Ja, natürlich gibt es ein paar Meldungen. Aber der Torwart ist nicht der einzige Mann auf der Welt, der sein Kind verloren hat. Es gibt Eltern, denen geht es genauso oder noch viel schlechter. Es gibt welche, deren Kind entführt wurde. Welche, deren Kind bis heute nicht gefunden wurde. Die nicht wissen, ob ihr Kind lebt oder tot ist, die nichts haben, von dem sie Abschied nehmen können. Und niemanden, der sich für ihr Schicksal interessiert.

Klar ist es schlimm, dass Robert Enke Selbstmord begangen hat. Aber ich finde, man bekommt einfach das Gefühl, dass andere Menschen weniger wert sind, da bei ihnen kein Fußballstadion zur Trauerfeier gefüllt wird. Gefüllt mit Leuten, die Robert Enke nicht einmal kannten, zumindest nicht persönlich, sondern nur aus der Glotze. Aber das ist ja nicht nur bei ihm so, bei jedem Toten aus dem Starbereich wird solch eine Show veranstaltet... und ob das für die Angehörigen so toll ist, wenn man mit der Trauer und den Paparazzos gleichzeitg kämpfen muss... Ich weiß ja nicht, was ihr davon denkt, aber dieser Selbstmord wird meiner Meinung nach in den Medien viel zu hochgespielt.

Autorin / Autor: schokodrop - Stand: 27. November 2009